Banken wälzen Negativzinsen teilweise über höhere Gebühren ab.

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Keine Zinsen auf Erspartes, dafür ordentliche Nebengebühren für diverse Dienstleistungen: Diesen Eindruck haben immer mehr Kunden, die auf den einen oder anderen Bankweg angewiesen sind. Die Geldinstitute sind einerseits bemüht, ihre Ertragskraft zu steigern. Andererseits versuchen sie gezielt, personalintensive Leistungen so stark zu verteuern, dass die Konsumenten auf Onlinebanking oder Automaten in den Filialen umsteigen. Deutlich wird das beispielsweise bei Erlagscheinen, mit denen Geld auf das Konto einer anderen Bank transferiert wird.

Die Bawag etwa verlangte dafür im November 2017 noch 5,40 Euro, ein Jahr später 6,40 Euro, und seit kurzem fallen auf den Zahlschein 7,90 Euro an Spesen an. Wobei das Institut keine Ausnahme darstellt. Den Trend beobachten Konsumentenschützer seit Jahren. Gut möglich, dass er nicht nur weiter anhält, sondern sich verstärkt, denn: Für die Banken stellen die von der Europäischen Zentralbank verlangten Negativzinsen ein erhebliches Problem dar. Direkt weiterverrechnen dürfen sie den Minussatz auf Einlagen nicht – das hat ihnen der Oberste Gerichtshof untersagt.

Verluste werden anderweitig eingefangen

Es bleibt also nur die Alternative, die Verluste anderweitig aufzufangen. Gebühren bieten sich dabei an, wie die Arbeiterkammer bereits im Mai erhoben hat. So hat beispielsweise die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien die Spesen für die Einzahlung auf ein Fremdkonto im Vorjahr gleich um 86 Prozent auf 6,50 Euro hinaufgeschnalzt. Die Hypo Niederösterreich erhöhte den Abzug bei Barauszahlung an der Kasse und für eine Buchung mit Erlagschein saftig auf 2,50 Euro.

Besonders anfällig für Verteuerungen sind Schalterleistungen und Zahlungsdienste, meint Christian Prantner von der Arbeiterkammer. Allerdings werden auch die letzten Spielräume bei den Zinsen genützt. So senkt die ING Diba den Satz für ihr Produkt Direkt-Sparen ab Oktober von 0,05 auf 0,01 Prozent. Diese "Verzinsung" gilt noch dazu nur bis zu einem Guthaben von 100.000 Euro, darüber wirft das Ersparte schon bisher gar nichts mehr ab.

Deutschland diskutiert über Negativzins-Verbot

Besonders hohe Wellen schlagen die Negativzinsen in Deutschland. Seit dort zumindest betuchtere Klientel vereinzelt Zinsen auf ihre Guthaben zahlen muss, statt welche zu bekommen, wird eine intensive Debatte geführt. Einige Politiker sprachen sich für ein Verbot von Negativzinsen auf private Einlagen aus. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will diesen Schutz zumindest für Einlagen bis 100.000 Euro gesetzlich verankert wissen. Andere halten dagegen, beispielsweise die Deutsche Bundesbank. Aus der Sicht der Bankenaufsicht müssten Geldhäuser Spielräume haben, um ihre Kosten und ihre Erträge in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen.

Tatsächlich stellen die Negativzinsen eine ziemliche Belastung für die Geldinstitute dar. Sie lieferten allein 2018 einen Obolus in Höhe von 2,4 Milliarden Euro ab, der sich aus dem Einlagensatz der EZB von minus 0,4 Prozent ergibt. An dem wird nun weiter gedreht, die EZB überlegt, den Satz schon nächste Woche weiter herabzusetzen. Dann könnten Banken 0,5 oder 0,6 Prozent abführen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Zentralbank parken.

Schub in Deutschland

In Deutschland hat laut einer Untersuchung jede vierte Bank seit Dezember am Spesenrad gedreht. Das könnte erst der Anfang gewesen sein, wie der Experte Horst Biallo der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte: "Die Bugwelle kommt gerade auf uns zu, wir bekommen laufend neue Meldungen über höhere Gebühren." Deutsche Volksbanken und Sparkassen verteuerten die Kontogebühren um rund ein Drittel. Selbst im Onlinebanking weise der Trend nach oben, hat Biallo erhoben. Für den ING-Firmenkundenchef Joachim von Schorlemer ist klar: "Entweder verlangen die Banken Negativzinsen, oder sie müssen die Gebühren erhöhen." Für die sieben Millionen Sparkonten sei die Einführung von Negativzinsen aber zumindest aktuell kein Thema, sagte von Schorlemer dem STANDARD.

Obwohl einzelne Spesenerhöhungen manche Kunden stark verärgern, sind die Gebühren der Banken insgesamt nicht allzu stark gestiegen. Wifo-Experte Josef Baumgartner hat berechnet, das die Preissteigerungen seit 2015 sogar unter der allgemeinen Inflation lagen. Allerdings gab es im Sommer des Vorjahres und in kleinerem Ausmaß Anfang 2019 eine gewisse Dynamik. Und Baumgartner weist auch darauf hin, dass Zahlschein- und ähnliche Gebühren zwar nicht allzu viele Personen treffen, diese dafür spürbar. Vor allem ältere Menschen seien auf Schalterdienstleistungen angewiesen. (Andreas Schnauder, 7.9.2019)