So geht politische Gegnerschaft, gepaart mit feiner britischer Ironie: "Please leave my town", sagte ein freundlich lächelnder, älterer Herr zu Boris Johnson, der in der nordenglischen Kleinstadt Morley auf der Straße "Begegnung mit den Menschen da draußen" übte. Der Passant hatte sich dem Premier ganz freundlich genähert, die Hand ausgestreckt, um dann dem verdatterten politischen Raufbold Boris höflich die Tür zu weisen. Dem fiel nichts anderes ein, als "bin ohnehin gleich weg" zu murmeln.

Der Hashtag #PleaseLeaveMyTown wird inzwischen zur Marke der Boris-Gegner.

Der britische Premier Boris Johnson besuchte eine Farm in Schottland.
Foto: APA/AFP/POOL/ANDREW MILLIGAN

Nach dem Gebrüll und der kalkulierten Provokation im Parlament eine angenehme Abwechslung.

Es hat natürlich nicht jeder den Stil und Nerv des britischen Bürgers, der dem Regierungschef so spontan auf der Straße sein Missfallen ausdrückt.

In Österreich schwanken die Reaktionen auf einen Spitzenpolitiker, der sich unter die Leute mischt, zwischen Unterwürfigkeit und Desinteresse und gelegentlich gezischten Unmutsäußerungen. Ein richtiger spontaner Austausch von Argumenten ist selten, man will sich ja nicht exponieren.

Und wer etwa bei FPÖ-Veranstaltungen laut Unmut äußert, sollte lieber auf den tätowierten Glatzkopf neben sich achten. Zu so feinsinniger Meisterschaft in der Kunst der politischen Ablehnung wie der Mann von Morley bringen es nur wenige. (Hans Rauscher, 6.9.2019)