Franco Foda konnte mit der Leistung seiner Spieler zufrieden sein.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien/Warschau – Österreichs Elitefußballer haben das 0:0 in Polen dann doch akzeptiert. Sie meinten zwar allesamt, ein Sieg in Warschau (Ballbesitz 62 Prozent!) wäre hochverdient gewesen. Kapitän Julian Baumgartlinger brachte es aber insofern auf den Punkt, als er sachlich sagte: "Punkt ist trotzdem Punkt."

Die Lage in der Qualifikationsgruppe G ist brisant, Polen führt zwei Zähler vor Slowenien, drei vor Österreich. Sogar Nordmazedonien und Israel müssen die EM-Endrunde 2020 in ganz Europa nicht abschreiben (je minus fünf). Allerdings können es nur die drei Erstgenannten aus eigener Kraft packen (zwei davon), vier Runden stehen aus.

Österreich hatte die Tür mit dem 6:0 gegen Lettland geöffnet, nach dem Remis ist sie nicht zugefallen. Teamchef Franco Foda: "Wir haben nun vier Finalspiele." Das erste findet am 10. Oktober in Wien gegen Israel statt, das zweite drei Tage später in Ljubljana gegen Slowenien. Das abschließende Doppel im November schaut bei allem Respekt nach Spaß aus, Nordmazedonien daheim, Lettland auswärts. Wer da stolpert, den und der hat Europa nicht verdient. Robert Lewandowski, der Superpole, ist von einer Qualifikation Österreichs (und Polens) überzeugt, "Sie haben großes Potenzial. Von uns war es diesmal zu wenig."

DER STANDARD

Foda ist nach Warschau noch optimistischer als vor Warschau. "Kompliment an alle, speziell vor der Pause stiegen sie nicht vom Gaspedal. Wir sind voll im Rennen, müssen nicht nach links oder rechts schauen, sondern so weiterspielen." Die Mischung passe nun. "Jugend ergänzt Erfahrung. Das Team ist gereift, jeder glaubt an sich, gibt alles. Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmt. Okay, vor dem Tor könnten wir effizienter sein."

Einige Spieler haben sich in den Vordergrund gedrängt, eher nicht der berühmte David Alaba, sondern die Leipziger Konrad Laimer und Marcel Sabitzer. Laimer erobert im Mittelfeld Bälle wie einst Casanova in Venedig Frauen. Sabitzer hat im Zentrum hinter Marko Arnautovic sein Platzerl gefunden. Er ist ein Ballbeschleuniger, legt enorme Wege zwischen den Linien zurück. Er war nach Abpfiff angefressener als der Rest, trauerte den verlorenen Punkten nach. Foda fand diese Reaktion erfreulich. "Denn Zufriedenheit bedeutet Rückschritt."

Ein beachtliches Startelfdebüt legte Stefan Posch (22) in der Innenverteidigung hin. Er musste kurzfristig für Abwehrchef Martin Hinteregger, den die rechte Wade zwickte, einspringen. Der Hoffenheim-Legionär war gespenstisch souverän. "Deshalb bin ich da. Ich konzentriere mich auf jeden Gegner, egal ob er Lewandowski oder anders heißt." Foda legte darauf Wert, Posch nicht erfunden zu haben. "Ihn gibt es länger, bei uns herrscht das Leistungsprinzip. Er agierte wie ein alter Hase."

ORF

Nun wird also gegen Israel fortgesetzt. Dessen Teamchef Andreas Herzog war nach dem 2:3 in Slowenien fuchsteufelswild, der dritte Treffer fiel in der Nachspielzeit. Ursache war ein haarsträubender Fehlpass. Herzog soll in der Kabine getobt, gegen Tisch und Flaschen getreten und einige Spieler zum Weinen gebracht haben. Sein Interview im israelischen Fernsehen wird irgendwann Kultstatus erlangen. "Horror", "die Fehler sind nicht lustig" hat er höchst erregt auf Englisch geschrien. Der nationale Verband hält an ihm fest, in den israelischen Medien wurde der Wutanfall positiv bewertet. Israel wird sich übrigens in Wien vorbereiten.

Foda rührt derweil die Werbetrommel, bittet um ein volles Happel-Stadion, denn die Mannschaft benötige und verdiene nach den zuletzt gezeigten Leistungen maximale Unterstützung. "Es liegt an uns und an den Fans. (Christian Hackl, 10.9.2019)