Gönül Örs wurde von der türkischen Polizei verhaftet und befindet sich in Untersuchungshaft

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Ankara – Gönül Örs, die Tochter einer in der Türkei wegen Terrorvorwürfen verurteilten Kölnerin, ist nach Angaben ihrer Anwältin dort ebenfalls verhaftet worden. Gegen Örs galt bereits seit Ende Mai eine Ausreisesperre, nun werde ihr vorgeworfen, einen illegalen Grenzübertritt versucht zu haben, sagte ihre Anwältin Newroz Akalin der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend.

Details über den angeblichen Versuch, die Türkei zu verlassen, gab Akalin zunächst nicht preis. Örs sitze jedenfalls in der westtürkischen Stadt Edirne im Frauengefängnis in Untersuchungshaft.

Teilnahme an Demo in Köln Grund für Ausreisesperre

Grund für die Ausreisesperre sei eine Protestaktion in Köln, an der Örs im Jahr 2012 teilgenommen haben soll, sagte Akalin damals der dpa. Daran sei eine Gruppe beteiligt gewesen, die als PKK-nah gelte. Die verbotene Kurdische Arbeiterpartei gilt in der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation.

Örs hat die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft und ist die Tochter der Kölner Sängerin Hozan Canê. Diese war im November 2018 in der Türkei zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden, weil sie während der türkischen Präsidentenwahl eine Veranstaltung der prokurdischen Oppositionspartei HDP unterstützt hatte. Ende Mai hatte Örs ihre Mutter in der Haft besuchen wollen und war bei der Einreise vorübergehend festgenommen worden.

Nächste Verhandlung in Fall Canê am 16. September

In der Türkei werden immer wieder auch Ausländer festgenommen, unter anderem wegen Inhalten, die sie in sozialen Medien posten. Auch die Anklage gegen Hozan Canê stützte sich unter anderem auf Inhalte, die die Sängerin zwischen 2014 und 2018 auf Facebook und Twitter geteilt haben soll. Sie selbst hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Gegen Canê liegt mittlerweile auch eine Klage wegen Beleidigung des türkischen Präsidenten Tayyip Erdoğan vor. Die nächste Verhandlung ist für den 16. September angesetzt. (APA, 10.9.2019)