Noch muss unser braves Österreichisches Bundesheer selbst die Kettenfahrzeuge zum Schnuppertag mitbringen. Doch Achtung: Längst kocht man auf Sparflamme.

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Über den Zustand unseres Bundesheeres sind nicht lange nach Ende der Ära Kurz wahre Schreckensmeldungen in Umlauf geraten.

In den Kasernen und Bunkern unserer braven Landesverteidiger geht ein Gespenst um: das der Zahlungskraftzersetzung. Manche unserer motorisierten Verbände sollen bereits so bitterarm sein, dass einige Buben am 26. Oktober, dem traditionellen Schnuppertag des Bundesheers, die Kettenfahrzeuge zur Besichtigung gleich selbst mitbringen! Und wenn es sich bloß um das Gangrad des großen Bruders handelt...

In den milden Tagen der Reformära Kreisky genoss das Heer mäßige, aber gleichbleibende Aufmerksamkeit. Gewiss, es war selbst bei wohlwollender Betrachtung nur klein zu nennen. Aber damals wünschten sich ja auch viele Menschen noch die politische Wirksamwerdung eines "kleinen Hitler".

Dienst an der Allgemeinheit

Zu Vertretern dieser Ansicht gehörten nicht nur lebhafte Anhänger des Autobahnbaus oder nostalgische Vertreterinnen des Mädchenbundgedankens. Staunend gewahrte ich, ein kleiner Babyboomer in Glockenhosen, ältere Menschen, die vor der Fleischvitrine den Verfall von Sitte und Anstand beklagten. Immer war von irgendeinem Vater oder Onkel die Rede, der mit dem "Gesindel" schon aufgeräumt hätte. Besagte Herrschaften hätten ihre Eignung für derlei Dienste an der Allgemeinheit schließlich schon vor 1945 bewiesen!

Meine Mutter tat während unserer Einkäufe meist so, als würde sie nichts hören. Mit wachsendem Alter wurde mir die attestierte Brustschwäche unseres Bundesheers sympathischer. Verdienten Chargen unseres Militärs begegnete ich in meiner Pfadfindergruppe. Gestandene Vizefeldwebel agierten dort als Patrouillenführer. Natürlich durften sie weiterhin in schweren Schuhen durch den Matsch pflügen.

Wohl um das beim Heer Erlernte nicht vollends zu vergessen, veranstalteten solche Chefpfadfinder "Totalgeländespiele". Dabei durfte man um Mitternacht im tiefen Wald feindliche Jungpfadfinder fesseln: Sie knebeln und an den Extremitäten quetschen. Zum versöhnlichen Ausklang solcher paramilitärischen Unternehmungen wurden nachdenkliche Burenlieder angestimmt. (Ronald Pohl, 11.9.2019)