Kokainfund in der Dominikanischen Republik.

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Mitte Juli amüsierte eine selbsternannte Cannabis-Influencerin die Berliner Polizei. Die Dealerin wollte ihre Drogen via Livestream zum Kauf anbieten. Das sprach sich bis zur Exekutive herum, die daraufhin bei der Frau vorstellig wurde und ihr eine Strafanzeige verpasste. Nicht immer wird’s der Polizei aber so einfach gemacht. Im Gegenteil: Der Drogenhandel verlagert sich zunehmend von der Straße auf Social-Media-Plattformen, berichtet "Sky News.

Studie mit 2006 Befragten

Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Marktforschungsinstituts Survation, das von der Lobbygruppe Volteface beauftragt wurde. Letztere setzt sich dafür ein, Cannabis zu legalisieren.

Für die Studie wurden 2006 Menschen befragt. Sie waren zwischen 16 bis 24 Jahre alt. Jede vierte Person davon habe bereits einmal gesehen, wie ein Dealer illegale Drogen auf Social Media anbietet. 56 Prozent der Ja-Sager bekamen dies schon einmal auf Snapchat mit, 55 Prozent auf Instagram und 47 Prozent auf Facebook. In 63 Prozent dieser Fälle wurde Cannabis beworben. Dahinter folgen Kokain (26 Prozent) und Ecstasy (24 Prozent).

Niedrigere Hemmschwelle, gleiche Gefahren

"Sky News" hat daraufhin mit drei 17-Jährigen die Ergebnisse der Studie besprochen. Ein Mädchen meint, dass die Hemmschwelle online niedriger sei. "Früher haben junge Leute dreimal überlegt, ob sie es wirklich riskieren sollen, auf die Straße zu gehen. Online tauchen die Drogen in ihrer Timeline auf."

Eine andere Befragte stimmt zu: "Auf Plattformen wie Instagram und Snapchat können Dealer ihr junges Zielpublikum erreichen. Leute scherzen schon, dass sie mit ihrem Drogendealer befreundet sind. Früher war er noch die vermummte Person auf der Straße".

Der ehemalige Drogendealer Niko Vorobyov sieht dies als Gefahr: "Nur weil es auf Social Media stattfindet, ist es noch lange nicht ungefährlicher. Am Ende des Tages kannst du noch immer an den falschen Typen geraten. Du weißt auch nicht, was du kaufst". Nur für den Dealer sieht er Vorteile. Dieser müsse sich nicht mehr so oft mit potentiellen Käufern persönlich treffen und ginge damit weniger Risiko ein.

Kein Gefahren-Bewusstsein

Besonders bedenklich ist laut Studie, dass beinahe die Hälfte der Unter-18-Jährigen im illegalen Drogenverkauf auf Social Media kein Problem sieht. Die Plattformen selbst sehen das naturgemäß anders. Instagram, Facebook und Snapchat tolerieren keinen illegalen Drogenverkauf. "Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen und investieren in neue Technologie, um verdächtige Codewords und Bilder aufzuspüren", heißt es von Facebook und Instagram. Snapchat ruft dazu auf, "illegalen Inhalt zu melden."

Vorobyov: "Wenn Instagram den einen Hashtag löscht, gibt’s noch genügend andere". Der Kampf gegen den Drogenhandel muss also künftig auch vermehrt online geführt werden. (red, 10.9.2019)