Bei Apple Music, Facebook und Instagram darf Amanda Palmer nur ein zensiertes Cover zeigen.

Foto: Foto: Foto: Allan Amato/Cover art design: Andrew Nelson/ Down in the Valley Creative

Das Original-Cover

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Amanda Palmer steht auf einem Baumstumpf. In der rechten Hand hält sie ein Schwert hoch über den Kopf gehoben, sie blickt seitlich nach unten. Im Hintergrund ein düsterer Himmel. Die Künstlerin ist nackt. Das Motiv des aktuellen Albums "There Will Be No Intermission" könnte auch von einem klassischen Gemälde stammen. Für Apple und Facebook ist das jedoch offenbar zu viel, das Cover darf nur zensuriert gezeigt werden.

Keine Zensur bei Spotify, Amazon, Google

Ein dünner schwarzer Balken über Palmers Brust, einer über ihren Schamhaaren. Den Bauchnabel darf man sehen, die Brustwarzen nicht. Im iTunes-Store bzw. bei Apple Music in den USA und europäischen Ländern wie auch Österreich wird eine zensurierte Version gezeigt. Bei anderen Musikdiensten wie Spotify, Google Play Music und bei Amazon ist Palmers Cover ohne Veränderung zu sehen. Eine kleine Ausnahme gibt es auch bei Apple. Auf der australischen Version von Apple Music gibt es das Cover ohne Zensurbalken.

Was überrascht: Mit einigen anderen Albumcovern, die ebenfalls nackte Frauen darstellen, hat Apple offenbar keine Probleme. Dazu gehören unter anderem "Nothing's Shocking" von Jane's Addiction aus dem Jahr 1988 oder "Love, Peace & Money" von den Toten Hosen aus dem Jahr 2001. Apple hat mitunter strenge Vorgaben an Inhalte, die in seinen App Stores veröffentlicht werden. Dass künstlerische Darstellungen nackter Frauen auf Musikalben dazugehören, geht aus dem "Music Style Guide" für den iTunes Store nicht eindeutig hervor. Es heißt darin lediglich, dass Inhalte nicht "obszön, zu beanstanden oder von schlechtem Geschmack" sein dürfen.

Auch auf Facebook und Instagram kann die Künstlerin nur die zensierte Version des Cover-Fotos posten. Postings mit den Original-Versionen des Covers wurden laut dem Management von Palmer auf den offiziellen Seiten sowie auf Fan-Channels immer wieder entfernt. Daher habe man sich etwa auch entschieden auf der Seite Bandcamp die zensierte Version zu veröffentlichen, obwohl die Plattform dies nicht gefordert hatte. Da viele Nutzer den Link darauf auf Facebook geteilt hätten, wurden die Postings gelöscht. Damit das nicht passiert, zeigt also auch die Bandcamp-Seite der zensierte Cover. Zudem durfte die Musikerin auch auf ihrer Patreon-Seite nur die zensierte Version veröffentlichen.

Weibliche Brüste und Schamhaare? Nicht mit Apple und Facebook.
Screenshot: Apple

Facebook ist bekannt dafür, Postings mit Abbildungen weiblicher Brüste zu sperren. Selbst, wenn es keinen sexuellen Bezug geht. Kritik daran gibt es schon lange. Erst im Juni fanden sich nackte Demonstrantinnen vor der Facebook-Zentrale ein und hielten riesige Fotos von Brustwarzen vor sich. Das soziale Netzwerk verbietet "Nacktheit oder andere sexuell anzügliche Inhalte". Dass es auch Nacktheit ohne "sexuell anzüglichem" Kontext gibt, wird oft ignoriert.

Management kritisiert Zensur

Das Management von Amanda Palmer sagt auf Anfrage des STANDARD, dass die Zensurmaßnahmen von Apple gefragt gewesen seien: "Tatsächlich sahen wir uns mit diesem Albumcover aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln der Zensur gegenüber, dass wir das zensurierte Kunstwerk letztendlich selbst zur Verfügung stellen mussten." Man habe auch allen anderen Diensten das Originalcover sowie eine zensierte Version übermitteln müssen. Von den großen Streamingdiensten wurde aber nur bei Apple tatsächlich das zensierte Cover verwendet.

Apple führt auf Nachfrage nur auf die bereits oben genannten Bedingungen für iTunes Store und Apple Music an. Außerdem verweist man auch die auf die Richtlinien für Apps. Darin heißt es, dass "offen sexuelles und pornografisches Material" verboten sei. Ebenso Inhalte mit "außerordentlich schlechtem Geschmack" oder etwa "beleidigend". Nichts davon trifft auf das Cover von Amanda Palmer zu – hier ist nur ein weiblicher, nackter Körper zu sehen. (Birgit Riegler, 15.9.2019)

Gegen die Ungleichbehandlung von Brustwarzen wehren sich immer mehr Feministinnen und Feministen. Der Verein "Viva la Vulva" lud kürzlich zum gemeinsamen Oben-ohne-Sonnen in den Wiener Burggarten. In den sozialen Medien wird mit dem Hashtag #FreeTheNipple für die Entsexualisierung der weiblichen Brust gekämpft.
DER STANDARD