Es ist Herbst, die Schule hat begonnen, und die wöchentlichen Schulstreiks sind wieder sichtbarer. Am 20. September ruft die Fridays-for-Future-Bewegung zum generationenübergreifenden Klimastreik auf. Wer unselbstständig arbeitet, tut sich mit dem Streiken freilich schwerer als Schülerinnen, Schüler und Studierende. Doch zahlreiche Unternehmen, auch in Österreich, solidarisieren sich mit der Klimaschutzbewegung und unterstützen ihre Anliegen: Unter dem Namen Entrepreneurs for Future (EfF) haben sich im März 2019 mehr als 2.600 Unternehmen im deutschsprachigen Raum, rund 300 davon in Österreich, zusammengetan und ein Statement unterzeichnet, um sich öffentlich zu positionieren.

"Klimaschonendes Wirtschaften funktioniert heute schon. Viele innovative Technologien, Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle für einen besseren Klimaschutz gibt es bereits", heißt es auf der Webseite von EfF. "Aber weitergehende politische Rahmenbedingungen sind endlich nötig, damit faire Wettbewerbsbedingungen für klimaschonende Technologien und Geschäftsmodelle hergestellt werden und die Wirtschaft insgesamt umsteuert."

Am 20. und 27. September werden auch Firmenangestellte unter den Demonstrierenden sein.
Foto: Manfred-Fabian Pichlbauer

Nicht nur Unterschriften sammeln

Doch es bleibt nicht nur bei einer inhaltlichen Stellungnahme: Zusätzlich geben manche Unternehmen der Entrepreneurs for Future ihren Mitarbeitern für die großen Klimastreiks Ende September sogar frei, ohne dass diese mit Konsequenzen rechnen oder auf ihren Lohn verzichten müssen. Das deutsche Unternehmen Ecosia etwa, eine ökologische Suchmaschine, stellt Mitarbeitende überhaupt für alle Klimaschutzaktionen frei: Sie dürfen sich jederzeit während ihrer Arbeitszeit engagieren, ohne dafür Urlaubstage nehmen oder sich krankmelden zu müssen, erklärt Ecosia-CEO Christian Kroll auf der Website.

Auch die als ökologisch deklarierte Bank GLS lässt Angestellte am 20. September am Klimastreik teilnehmen. Auf deren Telefonen läuft währenddessen eine Ansage mit dem Hinweis auf den Protest. An diesem Tag startet der UN Climate Action Summit in New York, während in Deutschland das Klimakabinett der Bundesregierung tagt und Eckpunkte für ein deutsches Klimaschutzgesetz beschließt. Manche deutsche Geschäfte und Onlineshops, etwa jener die EfF unterstützenden Supermarktkette Veganz, bleiben an diesem Tag geschlossen.

Auch in Österreich vernetzen sich Unternehmen zum gemeinsamen Demonstrieren.
Foto: EntrepreneursForFuture, Jörg Farys

Nicht nur grüne Betriebe

Unter den Firmen, die sich fürs Klima starkmachen, finden sich nicht nur solche aus dem nachhaltigen Spektrum, aus sozialen und ökologischen Branchen: Beispielsweise bleibt auch der Künstlerbedarfsladen Modulor in Berlin, ein Betrieb mit 180 Mitarbeitenden, am 20. bis 16 Uhr zu.

In Österreich zählen etwa die Oekostrom AG, Grüne Erde oder Schachinger Logistik zu den unterstützenden Betrieben. Bei der Oekostrom AG können Mitarbeitende an allen Initiativen teilnehmen, die dem Ziel von mehr Klimaschutz dienen.

"Entrepreneurs for Future macht sich für eine ernsthafte Klima-, Mobilitäts- und Agrarwende sowie die Ökologisierung des Steuersystems stark", erklärt Sabine Jungwirth von der Plattform Grüne Wirtschaft in einer Aussendung. "Ziel ist ein geregelter Ausstieg der Wirtschaft aus Öl, Gas und Kohle." Der Verband vereint nachhaltig agierende Unternehmen und koordiniert in Österreich das Engagement der Entrepreneurs For Future. "Unser Ziel ist, aus der heimischen Unternehmerszene Druck auf die Politik auszuüben und möglichst viele Betriebe zum Engagement zu motivieren."

Rechtliche Fragen

Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern etwa für einen Streik freizugeben – das kann sich in der Praxis aber schwierig gestalten und finanzielle Verluste für den Betrieb bedeuten. Auch rechtliche Probleme sind möglich, wenn etwa Unternehmen die Arbeitnehmer anderer Firmen gezielt zum Streik aufrufen: Diese könnten für Verluste, die dadurch entstehen, Schadensersatz verlangen. Auf der rechtlich sicheren Seite wäre man, auf Führungsebene direkt an die Arbeitgeber anderer Unternehmen zu appellieren, ihren Mitarbeitern sanktionslos freizugeben.

Wenn Unternehmen Verluste machen, weil ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Erlaubnis streiken, können sie Schadensersatz einklagen – und zwar sowohl von den zum Streik aufrufenden natürlichen und juristischen Personen als auch von den streikenden Mitarbeitern selbst. Angestellte, die in der Arbeitszeit an einer Demonstration teilnehmen möchten, dies von ihren Vorgesetzten aber nicht explizit erlaubt bekommen, sollten einen Urlaubstag oder Zeitausgleich nehmen, empfiehlt Irene Holzbauer von der Arbeiterkammer. (Pia Gärtner, 10.9.2019)

Schon gehört?