Bei Kaffee und Kipferl, zu deren Erfindung wir bitt' schön keine Osmanen gebraucht haben, gedenken wir auch heuer des großen Jahres 1683. Jedem österreichischen Kind sollte diese Jahreszahl ins patriotische Gedächtnis gebrannt werden – mit Ausnahme der türkischen Gastarbeitergschroppn, welcher Generation auch immer, natürlich. Oder auch denen, erst recht.

Kundgebung der Identitären zum Gedenken an die Zurückschlagung der Armee von Kara Mustafa Pascha vor Wien 1683.
Foto: APA/EXPA/MICHAEL GRUBER

Im September vor genau 336 Jahren haben wir – wer auch immer das ist, "wir" eben, wir haben (in diesem Fall) nichts gegen Polen – die Verwandlung der goldenen Wienerstadt in den Hort einer in diesem Fall besonders ungünstigen Mischkultur verhindert. Und auch am Balkan haben sie sich – überwiegend zumindest – sehr gefreut, als sie statt der türkischen die habsburgische Besatzung bekommen haben!

Lassen wir den Unsinn. Über Geschichte nachzudenken ist immer gut, sie zu benützen weniger. Wer als Österreicher oder Österreicherin die Zurückschlagung der Armee von Kara Mustafa Pascha vor Wien zur Bestätigung seiner eigenen Identität braucht, hat ein Problem – allerdings ein anderes, als er zu haben glaubt. Wer aus dem Schlachten von Menschen wirklich einen "Auftrag" – so die 1683-Gedenkveranstalter – ablesen will, muss nicht so weit zurückgehen. Das neue Österreich ist aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs erstanden, in den es eine manipulative politische Verbrecherbande gezerrt hatte. Und der "Auftrag" lautet "Nie mehr wieder". (Gudrun Harrer, 10.9.2019)