Die Aktionskünstlerin Barbara Ungepflegt in ihrem "Ministerium für Heimatschmutz".

Foto: eSeL - Helmut Prochart

Kunst im öffentlichen Raum geht ja, sagen wir es vorsichtig, nicht immer gut. Das Hauptproblem: Oft wird sie gar nicht als solche erkannt. Auch die Künstlerin Barbara Ungepflegt dürfte am Montag, als sie ihr Bundesministerium für Heimatschmutz und internationale Affären am Keplerplatz feierlich eröffnete, einige vor den Kopf gestoßen haben. Wie die Wiener Stadtzeitung Falter berichtete, wurde die Polizei bald bei der Neo-Ministerin vorstellig, obwohl die Veranstaltung angemeldet worden war. Kunst im öffentlichen Raum geht nicht immer gut, aber manchmal funktioniert sie bestens.

"Heimat, dein Schmutz, Schmutz, deine Heimat" stand auf der Einladung zur Eröffnung des Bundesministeriums für Heimatschmutz.
Foto: eSeL - Helmut Prochart

Nationalratswahl mit Ungepflegt

Ungepflegt dürfte das mit ihrer Aktion, die man wohl als Politsatire beschreiben kann, gelungen sein. In einer gläsernen Litfaßsäule am Keplerplatz residiert sie nun volksnah bis Ende November, lädt zum Frühschoppen, verleiht Orden und hält dienstags und donnerstags eine öffentliche Sprechstunde ab. Am Tag der Nationalratswahl (29. September) lädt sie zur Hochrechnung und Wahlparty. Die spezial angefertigte Litfaßsäule ist mobil – Ungepflegt will nach dem Intermezzo am Keplerplatz auf Österreich-Tour gehen. Das Projekt befindet sich unweit des Viktor-Adler-Markts, wo die FPÖ zuletzt den Wahlkampfabschluss zur EU-Wahl gefeiert hat. Ein Indiz dafür, wen Ungepflegts Aktion (zumindest auch) kritisiert.

Erfahrung mit dezentralen Orten

Es ist nicht die erste Aktion der Performance- und Installationskünstlerin, die eigentlich Barbara Kremser heißt, im öffentlichen Raum. Bereits 2017 bezog sie eine Bushaltestelle am Wallensteinplatz aus Kritik an Vermietungsplattformen wie Airbnb. Das Projekt nannte die Aktionskünstlerin Airpnp – Air pause and peep.

brut Wien

Zwischenräumen und Utopien in der Öffentlichkeit gilt generell das Interesse der Künstlerin. Für das Bundesministerium für Heimatschmutz erhielt die Künstlerin beziehungsweise der Verein Kulturverein Creme De La Kremser eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro durch die Wiener Kulturförderschiene SHIFT, die 2014 von den Grünen und der SPÖ initiiert wurde. Sie soll Kunst- und Kulturprojekte an dezentralen Orten der Stadt ermöglichen. (Amira Ben Saoud, 11.9.2019)