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Clusterkopfschmerzen sind die heftigste Form von Kopfschmerzen. Sie dauern bis zu drei Stunden und gehen mit mindestens einem Begleitsymptom einher, etwa tränendem Auge, hängendem Lid, verstopfter Nase, verengter Pupille oder Ruhelosigkeit.

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Wiederkehrende starke Kopfschmerzen schränken die Lebensqualität vieler Menschen erheblich ein. "Trotz der drastischen Folgen für Betroffene wie Gesellschaft wird diesem Problem noch immer zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt", sagt Karin Zebenholzer, Präsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG), anlässlich des Europäischen Kopfschmerz- und Migränetages am 12. September.

Eugen Trinka, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN), kritisiert in die mangelhaften Versorgungsstrukturen: "Einer WHO-Studie zufolge sind Spannungskopfschmerz und Migräne die weltweit zweit- bzw. dritthäufigsten Erkrankungen überhaupt – doch diesem Umstand wird in Österreich zu wenig Rechnung getragen."

Trinka forderte ein abgestuftes und koordiniert funktionierendes Versorgungskonzept, das von Hausärzten als zumeist erste Ansprechpartner über niedergelassene Neurologen bis hin zu einer ausreichenden Zahl spezialisierter Zentren reicht. "Wir brauchen deutlich mehr Spezialeinrichtungen, aber nicht nur das: Die ÖGN versucht auch, innerhalb der Ärzteschaft mehr Bewusstsein zu schaffen und wir engagieren uns für Aufklärung und Weiterbildung. Noch immer klaffen große Lücken zwischen Experten-Empfehlungen und gelebter Praxis."

Jahrelange Odyssee

Eine Erhebung in acht österreichischen Kopfschmerzzentren hat gezeigt, dass viele Patienten vor der Überweisung in ein spezialisiertes Zentrum keine ausreichende Therapie erhalten haben. "Triptane als spezifische Mittel zur Akuttherapie wurden nicht mehr als sechs Prozent der Erwachsenen mit Migräne verordnet", so der Experte.

Wer an einer selteneren Kopfschmerzform leidet, etwa aus der Kategorie der trigemino-autonomen Kopfschmerzen, hat es besonders schwer, rasch an eine richtige Diagnose und adäquate Therapie zu kommen. Der häufigste Vertreter dieser Kopfschmerzart ist der Clusterkopfschmerz. Wer davon geplagt ist, erhält oft erst nach jahrelanger Odyssee Hilfe, denn die Krankheit ist allgemein wenig bekannt, die Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung liegt je nach Schätzung bei nur 0,1 bis 0,4 Prozent.

Clusterkopfschmerzen sind aber vermutlich die heftigsten Kopfschmerzen, die es gibt. Die Attacken mit bohrenden, stechenden Schmerzen treten einseitig auf, dauern bis zu drei Stunden und gehen mit mindestens einem Begleitsymptom einher, etwa tränendem Auge, hängendem Lid, verstopfter Nase, verengter Pupille oder Ruhelosigkeit. Die Bezeichnung "Cluster" bezieht sich auf die Form des Auftretens, denn eine Attacke erfolgt nie allein, sondern immer in Gruppierungen (engl. "cluster"). Die Betroffenen leiden über einen Zeitraum von mehreren Wochen mehrfach unter Schmerzen, täglich oder jeden zweiten Tag, und verzeichnen an den Schmerztagen zwischen einer und fünf Attacken. "Nach diesen vehementen Schmerzen sind die meisten dann wieder über Monate bis Jahre beschwerdefrei", erklärt Karin Zebenholzer.

Ursachen ausschließen

Patienten mit Verdacht auf Clusterkopfschmerz sollten auf jeden Fall zum Neurologen gehen, um beispielsweise eine Migräne ausschließen, denn die Therapie unterscheidet sich je nach Kopfschmerzart. Obligat sind eine MRT-Untersuchung und eine organische Abklärung, um alle anderen Ursachen auszuschließen, auch Auffälligkeiten des Gehirns. Ist die Diagnose korrekt gestellt, lassen sich nicht-chronische Clusterkopfschmerzen einfach und gut behandeln.

"Zur Verkürzung der Attacken selbst können die Betroffenen Sauerstoff inhalieren, darauf sprechen 78 Prozent der Patientinnen und Patienten an", berichtete die Expertin vom Wiener AKH. Eine Alternative: Betroffene können sich bei Bedarf den Wirkstoff Sumatriptan mit einem Autoinjektor (Pen) oder den Wirkstoff Zolmitripan nasal verabreichen, beides eigentlich Migränemedikamente.

Mit allen genannten Methoden sind die Patienten in der Regel binnen 15 bis 30 Minuten schmerzfrei. Um den Cluster-Zeitraum insgesamt zu verkürzen, also etwa von acht auf vier Wochen, hilft eine sogenannte Kurzzeitprophylaxe mit Kortison oder mit dem Kalziumantagonisten Isoptin – Freiname: Verapamil, eigentlich ein Blutdruckmittel – als erste Wahl. "Was gar nichts hilft gegen Clusterkopfschmerzen, sind aufwändige Zahnsanierungen oder Eingriffe bei Kiefer oder Nasennebenhöhlen", warnt die Expertin. (APA, 12.9.2019)