Fast jeder zweiten Frau ist es unangenehm, mehr Geld zu fordern – aber nur jedem dritten Mann. Das zeigt eine Umfrage der Recruiting-Plattform Softgarden.

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Was ist Ihnen wichtig im Job? Das fragte die Recruiting-Plattform Softgarden 4.145 Arbeitnehmer und Jobsuchende in Deutschland. Sind es interessante Aufgaben und Arbeitsinhalte; eine gute Arbeitsatmosphäre und sich mit Kollegen zu verstehen; viel zu lernen und gute Aufstiegschancen zu haben; Work-Life-Balance oder mehr als der branchenübliche Durchschnitt zu verdienen?

Das Ergebnis: Nur die wenigsten, nämlich 17,3 Prozent, finden viel Geld am wichtigsten. Die meiste Relevanz sprechen die Befragten den interessanten Tätigkeiten (rund 59 Prozent) und dem Arbeitsklima mit rund 54 Prozent zu – gefolgt von den Aufstiegsmöglichkeiten und viel im Job zu lernen sowie der Möglichkeit, Arbeit und Privatleben gut miteinander zu verbinden. Das heiße aber nicht, dass das Gehalt nicht wichtig für die Jobzufriedenheit sei, heißt es in der Umfrage. Knapp jeder Dritte befragte Bewerber hat schon einmal eine Position gewechselt, weil er oder sie mit dem Gehalt unzufrieden war.

Ein Drittel fordert mehr

Etwa gleich viele fordern regelmäßig eine Gehaltserhöhung, etwa bei Mitarbeitergesprächen. Ein weiteres Drittel erhält ein kollektivvertragliches Gehalt und hat daher wenig Handlungsspielraum, und das dritte Drittel verhandelt gar nicht – weil es ihnen unangenehm ist oder sie glauben, dass sie ohnehin keine Erhöhung bekämen. Immerhin rund 44 Prozent erhalten regelmäßig eine Gehaltserhöhung, ohne sich dafür einsetzen zu müssen.

Hier zeigen sich auch Geschlechterunterschiede. 37,7 Prozent der Arbeitnehmer und 33,5 Prozent der Arbeitnehmerinnen fordern regelmäßig mehr Gehalt. Besonders den befragten Frauen ist es unangenehm, über das Gehalt zu sprechen: Fast jede Zweite gibt das als Grund dafür an, ihr Gehalt nicht zu beeinflussen, aber nur jeder dritte Mann.

Mehrheit mit derzeitigem Gehalt zufrieden

Mit ihrem derzeitigen Gehalt oder dem aus ihrer letzten Position sind etwas mehr als die Hälfte der Befragten zufrieden, rund 38 Prozent sind es allerdings nicht. Jeder Zehnte hat dazu keine Meinung – oder es ist ihm egal, schreiben die Autoren. Zwei Drittel sind dann unzufrieden, wenn sie ihr Gehalt im Vergleich zu den marktüblichen Gehältern sehen. Sich mit Kollegen zu vergleichen spielt eine geringere Rolle: Nur 16 Prozent der Unzufriedenen geben das als Grund an, weshalb sie mit ihrem Gehalt unglücklich sind.

In Deutschland haben Mitarbeiter übrigens das Recht zu erfahren, wie viel ihre Kollegen in vergleichbaren Stellen verdienen. Das begrüßen rund die Hälfte der Befragten, rund ein Drittel findet das "schlecht", ein Fünftel hat keine Meinung dazu.

Ebenso wurden die Teilnehmer gefragt, welche Gehaltsbestandteile ihnen wichtig sind. So ist zwei Dritteln ein monatliches Fixgehalt wichtig, lediglich fünf Prozent erhalten kein monatliches Gehalt. Etwa jedem Fünften ist Urlaubsgeld und ein 13. Gehalt wichtig, immerhin rund 39 Prozent geben an, solche Leistungen nicht zu erhalten. Weniger relevant ist für die Befragten ein variables Gehalt, das von der persönlichen Leistung, dem Teamerfolg oder dem Unternehmenserfolg abhängig ist. Diese Relevanz-Unterschiede ließen sich teils dadurch erklären, schreiben die Studienautoren, dass die wenigsten solche flexiblen Gehälter bekommen.

Gehaltstransparenz im Bewerbungsprozess

Während in Österreich in Stellenanzeigen das Mindestentgelt stehen muss, ist das in Deutschland nicht verpflichtend. Rund ein Drittel der befragten Bewerber möchte schon in der Stellenanzeige erfahren, wie viel er oder sie verdienen würde. Laut eigenen Angaben erhält aber nur jeder zehnte Bewerber diese Info. Und: Mehr als jeder Fünfte erfährt erst nach dem ersten Vorstellungsgespräch, was er verdienen würde.

Viele Unternehmen drehen ohnehin den Spieß um und fragen zuerst ihre Bewerber, welches Gehalt sie sich wünschen würden. Mehr als jeder Dritte findet es "nicht in Ordnung", dass Firmen vorab Gehaltswünsche einfordern, in den Stellenanzeigen das Gehalt aber nicht angeben. Denn für die Bewerber sei ein Gehaltswunsch "ins Blaue" mit einseitigen Risiken verbunden, heißt es in der Umfrage. Rund 39 Prozent hätten schon einmal einen Job wegen zu hoher Gehaltswünschen nicht erhalten, und 44,3 Prozent der Kandidaten haben bereits festgestellt, dass sie eigentlich mehr hätten bekommen können, als sie gefordert hatten. (red, 11.9.2019)