Die Pixies 2019. Am Freitag erscheint ihr neues Album "Beneath the Eyrie" – im Oktober ist die Band live in Wien zu erleben.

Foto: Travis Shinn

Die ersten zwei, drei Songs muss man durchhalten. Das fällt nicht so schwer, sie sind unter Wiedererkennungswert zu verbuchen, Fans werden sich daran nicht stoßen, aber ein bisserl durchschnittlich klingen sie schon. Immerhin sprechen wir von den Pixies. Die Band aus (ehemals) Boston zählte in den 1980ern zu den Bilderstürmern, zu jenen Bands, die Alternative Rock auf Schiene brachten.

Unter dem Kommando des Exzentrikers Frank Black veröffentlichte der Vierer eruptive Songs, in deren Breaks gottvolle Melodien gebettet wurden. Das ergab damals noch keine Welteroberungsformel, aber als sich ein paar Jahre später alle von Nirvana abwärts auf die Pixies beriefen, war klar, welche Bedeutung der Band zukam. Die hatte sich damals, 1993, bereits zum zweiten Mal aufgelöst. Schlechtes Timing.

Where is my ... eh schon wissen

In den Nullerjahren kam es zu mehreren Reunions, vor fünf Jahren erschien gar ein Comebackalbum, am Freitag ist nun das dritte Werk dieser Zeitrechnung fällig. Es heißt Beneath the Eyrie, am 9. Oktober treten die Pixies in Wien auf.

Am traditionellen Schleudersitz der Gruppe überlebt nun schon länger Paz Lenchantin. Sie hat Kim Deals Platz übernommen, deren Bassspiel viele Klassiker der Pixies prägte. Unter anderem den Song Where Is My Mind?, mit dem die Band über den Umweg des Films Fight Club ihre Bekanntheit selbst während ihres Nichtbestehens beträchtlich steigern konnte.

Surf und Rock 'n' Roll

Einen solchen Monolithen findet man auf Beneath the Eyrie nicht. Die Pixies ergehen sich darauf in der (bekannten) Laut-leise-Dynamik, die sie in Richtung Powerpop drehen. Joey Santiaogo spielt mehr als einmal Surfgitarre und borgt sich einige Riffs beim Rock 'n' Roll der 1950er, hübsch. Dazu schrummt Black die Akustische, David Lovering wischt hinten ansprechend die Felle.

Neues von den Pixies – auch wenn es bekannt klingt.
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So entstehen einnehmende Songs wie St. Nazaire oder Bird of Prey, die in ihrer Knappheit die Kunst der Pixies vielleicht am ehesten repräsentieren: Rein in den Song, mit Affenzahn lieblich dekoriert – und dann der Abrissmannschaft die Hintertüre öffnen. Wenn das Lied zu Ende ist, steht man in einer Wolke aus Schutt und Asche. Altersbedingt fallen diese Stücke heute handzahmer aus, man wohnt lieber in einem Haus, als es abzutragen.

Wechselbad

Transportiert werden die oft erratisch und skizzenhaft gehaltenen Texte von Blacks trotzig klingendem Melodiegesang. Außer er explodiert, was zum Laut-und-Leise-Wechselbad dazugehört. Beneath the Eyrie wird dereinst wohl nicht zu den Klassikern der Band gerechnet werden, aber schon dass man beim Begriff "Klassiker" bei den Pixies den Plural verwenden muss, zeigt, wozu sie selbst noch an einem schlechten Tag fähig sind. (Karl Fluch, 12.9.2019)