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Für einige Jahrzehnte wurde auf dem Gelände eine Schweinefarm betrieben.
Foto: AP/Vaclav Pancer/CTK

Lety – In Tschechien haben Forscher auf dem Gelände eines früheren nationalsozialistischen Konzentrationslagers ein Massengrab freigelegt. Das sogenannte Zigeunerlager Lety bestand von 1940 bis 1943 während der Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, zunächst als Arbeitsstraflager, schließlich als Konzentrationslager. Mehr als 300 internierte Roma starben unter den unmenschlichen Bedingungen, Hunderte weitere wurden in das deutsche Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die nun gefundenen Gräber von Erwachsenen und Kindern dürften aus dem Jahr 1943 stammen, berichtete das Museum für die Kultur der Roma. Die Überreste einer Frau mittleren Alters konnten bereits geborgen werden. Durch einen DNA-Abgleich mit Verwandten soll ihre Identität bestimmt werden – denn wie alle Menschen dort wurde sie in einem anonymen Grab abgelegt.

Dieses Denkmal wurde im Jahr 2000 neben dem ehemaligen Lager errichtet – damals lief dort noch der Schweinemastbetrieb.
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Cenek Ruzicka, ein Vertreter der Hinterbliebenen, zeigte sich erleichtert, dass die Lage der Gräber nun zweifelsfrei bekannt sei. Es gelte nun, den Ort pietätvoll zu gestalten und Kreuze zu errichten – schließlich seien die Opfer Christen gewesen.

Was Pietät betrifft, hat Lety in der jüngeren Vergangenheit freilich andere Akzente gesetzt: Während des kommunistischen Regimes wurde auf dem Gelände in den 1970er Jahren ein Schweinemastbetrieb eingerichtet, der auch noch lange über die Samtene Revolution von 1989 hinaus Bestand haben sollte. Erst nach jahrelangen Protesten von Bürgerbewegungen wurde er im März 2018 geschlossen. Geplant ist nun die Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Porajmos, des Völkermords an den europäischen Roma. (APA, red, 12. 9. 2019)