Österreichs Gletscher verlieren immer mehr Eismasse.

Foto: Greenpeace / Mitja Kobal

Wien – Schon jetzt trifft der Klimawandel Österreich hart: Der voranschreitende Gletscherschwund, das Auftauen der Permafrostböden, das Almen- und Waldsterben, Dürren und Hochwasser verändern die Landschaft und machen den Menschen, die sie bewirtschaften, zu schaffen. Das besagt ein ernüchternder Bericht der Umweltorganisation Greenpeace, die diesen am Mittwoch präsentierte.

In dem Bericht legt die Organisation den Fokus erstmals auf die einzelnen Bundesländer. "Wir leiden schon heute an den Folgen der Erderhitzung: Im Westen schmelzen unsere Gletscher, sterben unsere Almen, und die Berge drohen auseinanderzubrechen", sagt Sophie Lampl, Kampagnendirektorin von Greenpeace. "Im Osten kämpfen wir mit Hitze, Dürre, Stürmen, und der Neusiedler See trocknet immer weiter aus."

Im äußersten Osten Österreichs ist der Neusiedler See akut bedroht: Er droht auszutrocknen.
Foto: Greenpeace / Mitja Kobal

Besonders betroffen sind dem Bericht zufolge höher liegende Regionen. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg leiden vor allem die alpinen Landschaften, Permafrostböden und die Almwirtschaft. Steigende Temperaturen begünstigen offenbar das Wachstum von Büschen und anderen Pflanzen und somit den Rückgang der Almen.

Die Biodiversität dieses sensiblen Ökosystems droht laut Greenpeace so zu verschwinden. Auch der Anstieg der Baumgrenze aufgrund der Temperaturzunahme habe negative Auswirkungen auf die Almen.

Schon heute ist ein drastischer Rückgang der bewirtschafteten Almen in Österreich erkennbar, sagt Greenpeace.
Foto: Greenpeace / Mitja Kobal

Kärnten, Oberösterreich und die Steiermark hätten hingegen mit Dürre, Waldsterben und Extremwetterereignissen wie Hagel oder Stürmen zu kämpfen. Die Landwirte seien dort die größten Leidtragenden, heißt es.

Der Osten – also Niederösterreich, Wien und das Burgenland – sei vor allem von extremer Trockenheit und Hitze geprägt, aber auch Starkregen und Hochwasser würden der Region zusetzen.

Brände und der Borkenkäfer zerstören Wälder in Kärnten und Oberösterreich.
Foto: Greenpeace / Mitja Kobal

Der Bundesländer-Bericht von Greenpeace, der auf Analysen des Climate Change Centre Austria (CCCA) beruht, warnt zudem, dass auch die Menschen und die Wirtschaft von den erhöhten Temperaturen betroffen sind. Extreme Hitze in den Städten, allen voran Wien, setze den Bewohnern zu.

Das Waldsterben durch Brände oder den Borkenkäfer in Kärnten und Oberösterreich, verwaiste Skigebiete in der Steiermark und Ernteausfälle wegen der extremen Trockenheit machten den heimischen Bauern und Tourismusbetrieben zu schaffen.

Künftig soll es mehr Hitzetage (über 30 Grad) in Wien geben, die vor allem Kindern und alten Menschen zu schaffen machen.
Foto: Greenpeace / Mitja Kobal

Österreich ist im internationalen Vergleich überdurchschnittlich stark von der Erderhitzung betroffen. Während die globale Durchschnittstemperatur seit 1880 um knapp ein Grad Celsius gestiegen ist, war der Anstieg in Österreich mit rund zwei Grad doppelt so hoch.

Einer vorläufigen Bilanz zufolge war der Sommer 2019 in Österreich der zweitwärmste seit Messbeginn vor 252 Jahren – er lag um 2,7 Grad über dem Mittel und damit knapp unter dem Rekord aus dem Jahr 2003, errechnete unlängst die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Zudem war er mit 30 Prozent weniger Niederschlag als im Durchschnitt einer der sieben trockensten Sommer der Messgeschichte.

Foto: APA

Der Klimaschutz müsse endlich Priorität in der Politik haben, verlangt Greenpeace. "Nur so können wir das schützen, was uns lieb ist: unsere Berge, unsere Wälder und unsere Seen", sagt Lampl.

Darum brauche Österreich dringend höhere Reduktionsziele bei den Treibhausgasen sowie eine ökosoziale Steuerreform – und das Land müsse "raus aus schmutzigem Öl". "Egal wer die nächste Regierung stellt, diese Punkte gehören ins Regierungsprogramm", fordert Lampl. Jetzt nicht zu handeln bedeute, die leidenden Menschen und die betroffene Natur im Stich zu lassen. (red, 11.9.2019)

Heftige Unwetter und Hochwasser zerstörten im Salzburger Lammertal im Juli 2019 Straßen.