Rund 26.000 Lichtjahre von uns entfernt, im Zentrum der Milchstraße, gibt es ein supermassereiches Schwarzes Loch. Dieser Schwerkraftgigant namens Sagittarius A* besitzt mehr als vier Millionen Sonnenmassen – und zeigt zunehmende Aktivität. Wie Forscher in den "Astrophysical Journal Letters" berichten, deuten Helligkeitsschwankungen aus der Umgebung des Schwarzen Lochs auf eine ungewöhnlich große Mahlzeit aus Gas und Staub hin.

Künstlerische Darstellung des Sterns S0-2 auf seiner Bahn um das Schwarze Loch Sagittarius A*.
Illustration: Nicolle Fuller/National Science Foundation

"Etwas Vergleichbares haben wir in den vergangenen 24 Jahren nicht gesehen", sagt Andrea Ghez von der University of California in Los Angeles (UCLA). Nachsatz: "Sagittarius A* ist zumeist ein recht ruhiges Schwarzes Loch mit einer kümmerlichen Diät."

Üppige Mahlzeit

Für ihre Studie untersuchten Ghez und Kollegen umfangreiche Daten von Sagittarius A* aus den vergangenen Jahren. Sie stammen vom W. M. Keck Observatory auf Hawaii und dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile. In den Aufnahmen vom 13. Mai fiel den Astronomen schließlich etwas Ungewöhnliches auf: Die Umgebung unmittelbar vor dem Ereignishorizont des Schwarzen Lochs erschien mit einem Mal doppelt so hell wie üblich. Dann fanden sich auch in den Daten aus anderen Nächten starke Helligkeitsausbrüche.

Verantwortlich dafür sind zweifellos die großen Energiemengen, die freigesetzt werden, wenn das Schwarze Loch Materie verschlingt. Sichtbar wird ein solcher Vorgang dadurch, dass es schon vor dem Ereignishorizont – also jener Grenze, ab der nichts mehr der Gravitation eines Schwarzen Lochs entkommen kann – zu einer Verdichtung und enormen Beschleunigung der Materie kommt, die beobachtbare Strahlung aussendet.

Illustration eines Sterns um das Schwarze Loch im galaktischen Zentrum.
Illustration: ESO/M. Kornmesser

Geraubte Materie

Die Umstände der aktuell bei Sagittarius A* beobachteten Vorgänge bleiben aber vorerst unklar, sagt Mark Morris (ebenfalls von der UCLA), Ko-Autor der Studie. "Die große Frage ist, ob das Schwarze Loch in eine neue Phase eintritt und nun über längere Zeit Materie in höherer Geschwindigkeit einsaugt, oder ob wir nur einige kurze 'Feuerwerke' sehen." Weitere Beobachtungen sollen dabei helfen, diese Frage zu klären.

Einige Vermutungen, was konkret hinter dem Aktivitätsschub im Herzen der Milchstraße stecken könnte, gibt es aber schon. Sagittarius A* ist von einer kleinen Gruppe von Sternen umgeben, die mit hoher Geschwindigkeit ihre Bahnen ziehen. Einer davon, S0-2, könnte bei seiner größten Annäherung an das Schwerkraftmonster im Sommer 2018 große Mengen an Gas verloren haben, die nun das Schwarze Loch erreicht haben und nach und nach verschlungen werden.

Theoretisch wäre auch denkbar, dass Sagittarius A* einem Objekt namens G2 (vermutlich handelt es sich dabei um einen Doppelstern) die äußere Hülle entrissen hat. Morris spekuliert sogar, dass große Asteroiden dem schwarzen Giganten zum Opfer gefallen sein könnten. Was auch immer die Quelle ist, schreiben die Forscher: "Die Beobachtung ist wirklich aufregend." (dare, 15.9.2019)