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Wer in den Überlebenskämpfen in Playerunknown's Battlegrounds (PUBG) mitmischen will, muss derzeit auf Steam 30 Euro in das Spiel investieren. Und man sollte einen relativ leistungsstarken Rechner haben. Denn das Spiel ist ausgesprochen ressourcenhungrig und gilt nicht unbedingt als Musterbeispiel für gelungene Optimierung.

Zwei Umstände, die dazu geführt haben, dass die Nachfrage in asiatischen Ländern, aber auch in Nordafrika oder der Türkei verhalten blieb. Dort sind starke Gaming-PCs in Privathaushalten die Ausnahme und eher in Internet- und Gaming-Cafés zu finden. Also haben die Entwickler der PUBG Corporation sich mit ihrem Eigentümer Tencent zusammengetan und Anfang des Jahres PUBG Lite (Windows – Steam oder separater Client) an den Start gebracht.

PUBG LITE

Auch für Potato-PCs

Die "Light-Version", die offiziell noch in der Betaphase steckt, verspricht nicht nur, selbst auf mehrere Jahre alten Laptops mit integrierter Grafikeinheit zu laufen, sondern ist auch kostenlos. Doch muss man Abstriche dafür hinnehmen – und wenn ja, welche? Der STANDARD hat das Free2Play-PUBG getestet.

Für europäische Spieler war PUBG Lite lange kaum spielbar, war es doch nur in südostasiatischen Ländern verfügbar. Mittlerweile allerdings wurde das "Einzugsgebiet" mehrfach erweitert. Zwar ist das Spiel offiziell noch nicht in Europa verfügbar, allerdings in der Türkei. Die Server, das legen jedenfalls die Latenzzeiten beim Spielen und jene von türkischen Streamern nahe, dürften allerdings in Zentraleuropa stehen. Mutmaßlich in Frankfurt, wo Tencent ein Rechenzentrum betreibt.

Zugang per VPN

Um in unseren Breitengraden mitzuspielen wird aufgrund es Region Locks aber dennoch ein VPN-Zugang benötigt. Je nach Anbieter lassen sich damit im Spiel selbst Latenzzeiten von 70 bis 150 Millisekunden erreichen. Damit ist der Shooter grundsätzlich solide spielbar, wenn auch mit einem reaktionsmäßig kleinem Nachteil gegenüber anderen.

Erprobt wurde der Zugang mit Okay Freedom, Pure VPN und Vypr VPN, wobei letztgenannter Anbieter den niedrigsten Ping ermöglichte. Laut einer Youtube-Anleitung soll es möglich sein, nach dem Start eines Matches die VPN-Verbindung zu kappen und dann mit direkter Verbindung und deutlich besserem Ping zu spielen. Das gelang beim Test allerdings nicht, hier führte das Abschalten des VPNs verlässlich auch dazu, dass man aus der laufenden Partei geworfen wurde.

Free2Play, aber kein Pay2Win

Ist diese Hürde genommen, präsentiert sich PUBG Lite in einer Lobby, wie man sie auch vom Hauptspiel kennt. Einige Unterschiede gibt es beim Angebot im Shop. Hier kann man entweder mit den bekannten Ingame-Belohnungspunkten "BP" einkaufen oder mit der Premiumwährung L-Coin, die man spielender Weise nur selten verdienen, aber gegen Echtgeld erwerben kann. Dazu kommt ein Seasonpass mit erfahrungsbasierten Belohnungen, den es sowohl in einer kostenlosen, als auch in einer bezahlten Schiene gibt.

Das Game folgt also hier dem klassischen Free2Play-Prinzip. Positiverweise lässt sich jedoch berichten, dass man keine gameplayrelevanten Items, sondern ausschließlich kosmetische Gegenstände – vorrangig Kleidungsstücke und Waffenskins – erwerben kann.

Kein Vikendi

Der spielerische Umfang ist mit dem Original weitgehend ident. Einzig alle Maps haben es noch nicht in das Spiel geschafft. So fehlt derzeit noch die Schneelandschaft Vikendi und Erangel ist noch in seiner ursprünglichen Version zu finden statt in der überarbeiteten Fassung.

Dafür gibt es einen mäßig spektakulären, zum Aufwärmen und Waffentraining aber durchaus geeigneten 4-gegen-4-Modus, in dem Team Deathmatch auf einer kleinen Karte gespielt wird. Ebenso vermisst wird auch noch "Ledge Grab", also die Möglichkeit, sich bei einem Sprung an einer Kante festzuhalten und diese zu erklimmen. Normales Vaulting, das Erklettern von halbhohen Hindernissen oder Übersteigen von kleinen Mauern, gibt es aber.

Deutliches Grafik-Downgrade

Steigt man ein in eine neue Partie, so fällt eines schnell auf. Trotz maximierter Grafikeinstellungen sieht PUBG Lite deutlich schlechter aus, als das Original. Viele Landschaftsdetails werden ausgespart, die Pflanzenwelt ist weniger vielseitig, die Texturen sind niedriger aufgelöst. Die Komplexität von 3D-Modellen wurde an einigen Stellen deutlich verringert. So sind etwa die in der Military Base von Erangel stationierten Raketen formtechnisch ein achteckiger, und kein runder Zylinder. In einigen Gebäuden wurden außerdem einige dekorative Gegenstände entfernt und das Layout vereinfacht, in dem etwa mehrere Räume zu einem zusammengelegt wurden. Etwas, das übrigens bei der Überarbeitung von Erangel im Original-PUBG auch geschehen ist.

Der Grad an Detailverlust kann allerdings stark schwanken, je nachdem, welche Map man spielt und wo man sich genau aufhält. Subjektiv am meisten gelitten hat Miramar, während die Unterschiede auf Sanhok am wenigsten auffallen. Ist man einmal in eine Partie vertieft, fällt die grafische Abwertung allerdings nicht mehr so sehr auf.

Hirnlose KI-Gegner

Mit bis zu 99 anderen Teilnehmern landet man am jeweiligen Eiland, muss sich Waffen, Munition, Heilungsgegenstände und Schutzausrüstung suchen und schließlich versuchen, als letzter Teilnehmer zu überleben, während ein periodisch schrumpfender Kreis das Spielareal zunehmend verkleinert. Während das klassische PUBG für Neueinsteiger ein hartes Erlebnis sein kann, weil das Erfahrungslevel vom Matchmaking nicht wirklich berücksichtigt wird, ist man in PUBG Lite zum Start schnell erfolgreich.

Das liegt daran, dass man im ersten Spiel ausschließlich gegen computergesteuerte Bots spielt, deren Intelligenz nur sehr rudimentär ausgeprägt ist. Sie landen nach dem Zufallsprinzip auf der Karte, laufen Gebäude ab, sammeln Waffen und Gegenstände auf und steuern auf Lärm zu, wenn sie ihn hören. Ist ein menschlicher Spieler oder anderer Bot in ihrer Sichtweite, wird er unter Beschuss genommen. Dabei nutzen sie offenbar die Waffen, die sie als erstes finden und scheren sich auch nicht großartig um Deckung. So kann es vorkommen, dass man plötzlich aus 20 Metern höchst ineffektiv mit einer Shotgun beschossen wird. Nimmt man Bots aus der Entfernung aufs Korn, ändern sie nach mehreren Treffern zufällig ihre Richtung.

Unliebsame Überraschungen

Für halbwegs erfahrene Shooterspieler sind die Bots einerseits hilfreich, andererseits aber auch ein Ärgernis. So sind sie etwa praktisch als Lieferant für Itemnachschub zu Beginn und in der mittleren Phase einer Partei. Andererseits können sie einem, mehr noch als menschliche Kontrahenten, bei taktischen Operationen gehörig in die Quere kommen. Denn sie tauchen an jedem noch so undenkbaren und verlassenen Ort auf der Karte auf und können durch Büsche und hohes Gras sehen.

So kann es passieren, dass man sich plötzlich ein Gefecht mit computergesteuertem Kanonenfutter liefern muss, während man gerade einen menschlichen Gegner überraschen möchte. Die Unterscheidung zwischen Bot und Mensch fällt übrigens anhand des Bewegungsmusters bereits ziemlich leicht. Im direkten Zweikampf sind sie allerdings recht schwache Gegner – außer sie finden zufällig ein vollwertiges Scharfschützengewehr.

Auffällig ist, dass in PUBG Lite deutlich mehr Waffen und Gegenstände verteilt sind, als in seiner Vorlage. Gegen Ende einer Partie verfügen fast alle übrig gebliebenen Kontrahenten über durchschlagskräftige Waffen und Schutzausrüstung auf dem Maximallevel 3.

Zu hohe Bot-Quote

Als eine Art interaktives Tutorial sind die Computergegner grundsätzlich eine gute Idee, insbesondere in Anbetracht dessen, dass es im "großen" PUBG bisher gar keine richtige Spieleinführung gibt. Egal ob man generell wenig Shootererfahrung hat oder sich erst mit dem Spielprinzip vertraut machen muss, die Bots ermöglichen dies nach dem Prinzip "Learning by Doing", ohne für allzu viele Frusterlebnisse zu sorgen.

Die "Bot-Quote" sinkt von Spiel zu Spiel, man bekommt es also immer öfter – speziell in der letzten Spielphase – mit menschlichen Widersachern zu tun. Allerdings reguliert das Game den Anteil der KI-Gegner nur sehr langsam herunter, selbst wenn man sich zu Beginn ein "Chicken Dinner" (Matchgewinn) nach dem anderen holt. Gerade für routiniertere Spieler ist dieser Umstand nur schwer verdaulich, fühlt sich ein Sieg, bei dessen Erreichung man fast nur Bots aus dem Weg geräumt hat, doch längst nicht so erfüllend an wie ein Triumph gegen Menschen.

Kleine Hilfen

Bei den spielerischen Aspekten gibt es wenige Abstriche. Das "Gunplay" ist semirealistisch gehalten und entspricht der Vorlage. Einzig die Kontrolle des Waffenrückstoßes scheint minimal vereinfacht worden zu sein. Dazu kommen kleine, meistens praktische und manchmal lästige Hilfsfunktionen. Sammelt man etwa Erweiterungen für Waffen auf, etwa Zielhilfen oder erweiterte Magazine, so bringt das Spiel diese automatisch an, sofern freie Steckplätze vorhanden sind.

Auf der Karte und in der Navigationsleiste wird außerdem vermerkt, wie weit eine gesetzte Markierung gesetzt ist. Und wer eine Granate vor dem Wurf "cookt" (also nach dem Ziehen des Zünders noch zuwartet), sieht ebenfalls einen Countdown für die Zeit bis zur Detonation. Das macht das Spiel zugänglicher, eliminiert dafür aber auch einen Teil der Herausforderung.

Mieser Sound, guter Netcode

Eine klare Schwäche des Games ist sein Sound. Die Verortung von Schüssen und Schritten funktioniert zwar ähnlich gut oder schlecht wie im Original, viele Sounds klingen allerdings recht billig. Speziell manche Waffengeräusche unterscheiden sich deutlich vom Vorbild. Es ist unverständlich, warum diese nicht einfach übernommen wurden. Auch die Anpassung der Fahrphysik dürfte nicht jedem gefallen. Viele Vehikel fahren sich sehr schwammig, sind aber selbst durch wilde Sprünge über abgeschrägtes Terrain nicht dazu zu bekommen umzukippen. Vermisst wird, jedenfalls derzeit noch, auch die Death Cam, mittels derer man nachprüfen kann, wie man gerade ums Leben gekommen ist und ob der Widersacher mit fairen Mitteln spielt.

Deutlich besser hingegen funktioniert gefühlt der Netcode des Games. Ein Quell ständiger Kritik ist bei PUBG, dass wahrgenommene Treffer vom Spiel nicht gezählt werden, obwohl diese Berechnungen angeblich clientseitig, also auf dem Rechner der Spieler, erfolgen. Bei PUBG Lite tritt dieses Phänomen wesentlich seltener auf. Das führt zu einem zufriedeneren Spielgefühl und weniger strapazierten Nerven. Hinzu kommt, dass das Game wesentlich stabiler läuft und während des Testens kein einziges Mal abstürzte – während auf einem der beiden Testsysteme bei PUBG regelmäßig Crashes auftreten.

Fazit

In Summe ist PUBG Lite eine gute Umsetzung für alle, die die gerne PUBG spielen würden, aber keine brauchbare Hardware dafür haben. Im Test lief das Game auch auf einem Multimedialaptop mit Nvidias MX150-Chip und Intels Core-i5 in den höchsten Einstellungen stabil und flüssig, wohingegen die "große" Ausgabe nur noch in 720p-Auflösung zufriedenstellend schnell läuft. Ansehen sollten sich diese Version auch alle, die ausprobieren möchten, ob ihnen das Spielprinzip zusagt, ohne gleich die reguläre Version kaufen zu müssen.

Für Veteranen hat die Lightversion allerdings nicht viel mehr zu bieten als gelegentliche Ablenkung von den technischen Ungereimtheiten des Hauptspiels oder schnelle Erfolgserlebnisse gegen neue Spieler und Bots. Bleibt zu hoffen, dass PUBG Lite es auch irgendwann offiziell nach Europa schafft, um sich den Umweg über einen VPN ersparen zu können. (Georg Pichler, 13.9.2019)