Die Notschlafstelle in der Siezenheimer Straße 7 im Salzburger Stadtteil Maxglan hat 365 Tage im Jahr jeweils ab 18 Uhr für Jugendliche in Notsituationen geöffnet.

Foto: Caritas Salzburg/Wildbild

Salzburg – Es ist ein Schutz- und Rückzugsraum für Jugendliche, die nicht mehr wissen, wohin. Die Notschlafstelle Exit 7 in Salzburg gibt Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren in akuten Notsituationen mehr als ein Bett zum Schlafen. "Wir öffnen Jugendlichen, die von allen anderen nicht mehr ausgehalten werden, die Tür und sind für sie da", sagt die Leiterin von Exit 7, Beatrix Selih. Auch für sehr verhaltenskreative und an die Grenzen gehende Jugendliche wird eine Lösung gefunden, damit sie wieder auf die Beine kommen – und das seit 20 Jahren.

"Die sollen doch daheim schlafen, hat es damals lapidar geheißen", erinnert sich Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) zurück. Die Caritas Salzburg eröffnete die Jugendnotschlafstelle 1999 trotzdem. Anfangs war Exit noch als das "Punkhaus" in Maxglan verschrien, heute ist es aus der Kinder- und Jugendhilfe nicht mehr wegzudenken.

Der Bedarf ist leider ungebrochen: In Salzburg sind laut einer aktuellen Erhebung des Forums Wohnungslosenhilfe 1539 Menschen wohnungslos. 305 davon sind mit den Eltern mitziehende Kinder und Jugendliche, weitere 27 Minderjährige sind auf sich allein gestellt und wohnungslos. Während die Zahl der Wohnungslosen leicht gesunken ist, steigt der Anteil der betroffenen Kinder und Jugendlichen.

Exit aus dem Familiensystem

Doch nicht nur obdachlose Jugendliche kommen ins Exit 7, manche sind eher entwurzelt und ausgestoßen nach einem Exit aus dem Familiensystem. "In unsere Jugendnotschlafstelle kommen junge Menschen in akuten Not- und Krisensituationen, meist aus zerrütteten Familienverhältnissen und ohne andere Nächtigungsmöglichkeit", sagt der Salzburger Caritas-Präsident Johannes Dines. Er äußert auch die Sorge, dass sich Krisensituationen in Familien in den Ballungsräumen noch verschärfen werden. Bei Alkohol, Gewalt, Sucht oder psychischen Problemen der Eltern sind Jugendliche besonders von Konfliktsituationen betroffen. Daher seien ein differenziertes Angebot und ein Zusammenspiel vieler Einrichtungen notwendig.

"Die Gruppe der Systemsprenger, wo es nichts gibt, was wir anbieten können, nimmt zu", sagt Anja Hagenauer. Das seien Jugendliche, die bereits auf dem Weg aus dem System sind. Exit 7 holt sie zurück.

Früher eingreifen in Krisen

Die Sozialstadträtin geht noch einen Schritt weiter und fordert ein Umdenken: "Das Recht, Eltern zu sein, steht über allem in Österreich. Nur im größten Notfall werden Kinder oder Jugendlichen woanders untergebracht. Wir müssen früher eingreifen und Kinder rascher in eine Betreuung bringen." Denn in vielen Familien seien Grenzen völlig egal.

Im Exit 7 gibt es strenge Regeln: keine Gewalt, keine Drogen, kein Alkohol. "Diese Regeln sind wichtig und geben auch Orientierung", sagt Exit-7-Leiterin Selih. Wenn sich die Jugendlichen daran halten, bekommen sie Essen, ein warmes Bett und frische Wäsche und können duschen. Zehn Betten stehen zur Verfügung. Das Angebot ist freiwillig und kostenlos, und es gibt keinen Betreuungszwang.

1.500 Jugendliche haben in den letzten 20 Jahren 28.000 Nächte in der Notschlafstelle verbracht. Zwei Drittel waren Burschen, ein Drittel Mädchen. (Stefanie Ruep, 13.9.2019)