Wien – Die vielen frisch gepflanzten Bäume, darunter Kastanien, Winterlinden, Säulenfeldahorne, Roteichen und Eschen, sind noch schmächtig und erst einige Meter hoch. Es werden also einige Jahre ins Land ziehen müssen, bis der Eindruck eines riesigen Betonflecks vor Schloss Schönbrunn etwas abgemildert wird. Seine Funktion erfüllt das umgestaltete Vorfeld des Unesco-Weltkulturerbes aber schon jetzt: Am kommenden Donnerstag eröffnet zwischen U4 und Schönbrunner Schloßstraße ein neuer Busparkplatz für Touristenbusse. Mit 48 Stellplätzen ist er der größte seiner Art in Wien (siehe Grafik). Auf diesem Areal war übrigens bis 2012 ein Sportzentrum untergebracht. Es wurde abgesiedelt.

Ursprünglich waren auf dem Vorfeld von Schloss Schönbrunn 72 Busparkplätze geplant. Diese wurden zugunsten von mehr Grün und eines größeren Besucherzentrums reduziert.
Robert Newald

Der Bau war nötig, um die Parkplatzproblematik vor dem Schloss in den Griff zu bekommen, sagt Herbert Polsterer, der Bauleiter und stellvertretende Direktor der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB). So würden an starken Wochenenden bis zu 360 Busse pro Tag den Touristenhotspot ansteuern. An "normalen Tagen" seien es rund 160. "In den letzten Jahren ist es merkbar mehr geworden."

Der angrenzende Apcoa-Parkplatz und die Busspur entlang des Schlosses reichten für den Zustrom nicht mehr aus. "Und in Stoßzeiten bleiben Busse in zweiter Spur stehen, lassen Gäste aussteigen und verursachen Staus", sagt Polsterer. Mit dem neuen Großparkplatz der SKB – die Gesellschaft steht im Eigentum des Bundes – soll das der Vergangenheit angehören.

230 Parkplätze für Pkws

Direkt neben dem Busterminal wird der bestehende Parkplatz aktuell zu einer reinen Pkw-Abstellfläche mit gleich 230 Stellplätzen umgebaut. Ein Drittel wird überdacht, auf dieser carportähnlichen Konstruktion wird auch eine Photovoltaikanlage installiert. Dazu gibt es zehn E-Ladestationen.

Der aktuelle Mischparkplatz wird zu einer reinen PKW-Abstellfläche mit 230 Plätzen.
Robert Newald

Die Eröffnung wird für Juni 2020 angepeilt. Bis dahin sollen einerseits Autos auf dem Busparkplatz Unterschlupf finden, andererseits können Pkws interimistisch auf dem bisherigen Busstreifen vor Schönbrunn parken – ehe dieser zu einem Grünstreifen umgestaltet wird. Die großflächige Versiegelung des Areals wird in kommenden Sommermonaten freilich für eine weitere Hitzeinsel in der Stadt sorgen.

Die Parkplatzoffensive ist auch eine Reaktion auf den Besucheransturm: Im Vorjahr wurden knapp vier Millionen Eintritte ins Schloss oder in andere SKB-Angebote in Schönbrunn verzeichnet. Damit ist das Schloss eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Wiens, die stärksten Nationen waren 2018 China, Deutschland und Südkorea. Insgesamt sind es rund neun Millionen Gäste auf dem Gesamtareal pro Jahr.

Das barocke Schlossareal ist ein Touristenmagnet.
Foto: APA / Georg Hochmuth

Neben Bussen und Pkws reisen viele Besucher auch mit der U4 an: Für diese wurde zwischen Busterminal und U-Bahn-Trasse ein neuer Fußweg zum Schloss gestaltet. Weiterhin geben wird es auch den Fußweg in Richtung Orangerie und Tagungsräume.

Der Fußweg nach Schönbrunn führt entlang der U4 und des überdachten Busterminal-Gebäudes zum Eingang.
Robert Newald

Das neu gebaute Besucherzentrum direkt neben dem überdachten Busterminal soll zusätzlich helfen, Besucherströme besser zu entflechten. Nur hier können künftig Tickets für Besuchergruppen erworben werden.

Individuelle Reisende kaufen ihre Karten weiter bei der Haupteingangskassa, die entlastet wird. Im "Group Center Schönbrunn" stehen allen Besuchern zudem 33 zusätzliche (aber auch kostenpflichtige) WCs und Pissoirs zur Verfügung. Dazu kommen ein Getränkeautomat, ein Gepäckraum mit 63 kostenlosen Schließfächern sowie ein Souvenirshop mit viel Kitsch. "Wir haben schon probiert, höherwertige Mitbringsel anzubieten", sagt Polsterer, "aber ab einem gewissen Preis werden sie nicht mehr gekauft."

Das neue Besucherzentrum.
Robert Newald

Das gesamte Bauprojekt kostet laut SKB 14,8 Millionen Euro. Es ist damit dreimal so teuer als noch im Jahr 2015 geplant. Das Bauvorhaben, das zur Gänze von der SKB getragen wird, hat sich seither aber auch verändert: Damals war von bis zu 72 Busparkplätzen die Rede. Diese wurden nach Kritik vonseiten des Bezirks Hietzing aber zugunsten von mehr Grünflächen reduziert. Auch das Besucherzentrum ist größer ausgefallen, das begrünte Busterminaldach fiel teurer aus als berechnet. Dazu kommen die jahrelangen Verzögerungen.

Für Touristenbusse sind derzeit in der Stadt 227 Parkplätze verfügbar. Dazu kommen noch Busterminals für den internationalen Linienverkehr: Die größten sind in Wien-Erdberg, beim Hauptbahnhof und beim Stadion-Center.
Grafik: Der Standard

Tiefgarage für Busse nie umgesetzt

Pläne, die Verkehrsproblematik vor Schloss Schönbrunn anzugehen, gibt es seit Jahrzehnten. 2001 rief die Stadt Wien zu einem städtebaulichen Wettbewerb auf, der Siegerentwurf sah eine Verlegung der Bundesstraße weg vom Schloss sowie eine dreigeschoßige Tiefgarage samt Besucherzentrum vor. Aus Kostengründen, geschätzt wurden 40 Millionen Euro, wurde das Projekt nie umgesetzt. Zuletzt forderte Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) einen unterirdischen Pkw-Parkplatz. Polsterer: "Es ist leicht, sich etwas zu wünschen. Man muss es halt leider auch zahlen."

Ein Betreiber für den Busparkplatz, der mit 48 Plätzen "absolut ausreichend" ist, wird per Ausschreibung noch gesucht. Und notfalls sollen laut Polsterer auf dem Pkw-Parkplatz weitere Busse parken können. (David Krutzler, 13.9.2019)