Die Staatsanwaltschaft Wien wirft dem Ex-Judoka Peter Seisenbacher Missbrauch von drei Minderjährigen in den Jahren 1997 bis 2004 vor.

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Wien – Der zweifache Judo-Olympiasieger Peter Seisenbacher ist beim Versuch eines illegalen Grenzübertritts von der Ukraine nach Polen festgenommen worden. Er soll versucht haben, mit einem gefälschten Pass die Grenze zu passieren, berichtet die APA. Dabei wurde er erwischt und den Behörden in Lemberg übergeben. Ukrainische Behörden lieferten ihn am Donnerstag an die österreichischen Behörden aus. Es soll nicht der erste Ausreiseversuch gewesen sein.

Der Ex-Sportler befand sich am Donnerstagnachmittag in einem Flieger nach Wien, bestätigten Gerichtssprecherin Christina Salzborn und Seisenbachers Anwalt Bernhard Lehofer. Danach wurde er in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert.

Der 59-Jährige wurde wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in drei Fällen gesucht. Er flüchtete 2016 und hatte sich somit mehr als zweieinhalb Jahre lang einem Verfahren in Wien entzogen. Binnen 48 Stunden wird nun über die Verhängung der U-Haft entschieden.

Schon einmal festgenommen

Schon einmal, am 1. August 2017, war Seisenbacher auf Grundlage eines internationalen Haftbefehls von ukrainischen Polizisten in Kiew festgenommen worden. Aus der von der österreichischen Justiz erhofften baldigen Auslieferung wurde jedoch nichts: Nachdem die Behörden in Kiew zur Überzeugung gelangt waren, dass der Seisenbacher in Österreich vorgeworfene schwere sexuelle Missbrauch Unmündiger unter Ausnutzung eines Autoritätsverhältnisses zwischen 1997 und 2004 nach ukrainischem Recht verjährt war, entließen sie ihn aus der Haft und lehnten das österreichische Auslieferungsbegehren formal ab. Seisenbacher selbst hat sich zu den Anschuldigungen bisher noch nie in der Öffentlichkeit geäußert. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Als offensichtlich freundliche Geste ermöglichte das ukrainische Justizministerium jedoch damals Vertretern der österreichischen Botschaft in Kiew, zwei Pässe des Ex-Sportlers für ungültig zu erklären. Ohne Hilfe österreichischer Behörden, die neue Reisedokumente hätten ausstellen müssen, war eine Ausreise Seisenbachers aus der Ukraine somit praktisch nicht mehr möglich. Das dürfte ihm nun auch bei seiner geplanten Einreise nach Polen zum Verhängnis geworden sein.

Vorwürfe reichen weit zurück

Seisenbacher gewann Gold im Judo bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere wurde er Trainer. In seinem Wiener Judo-Verein soll er zwischen 1997 und 2004 zwei im Tatzeitraum jeweils unmündige Mädchen missbraucht haben. Eine weitere Jugendliche wehrte ihn laut Anklage ab, als er zudringlich wurde – die Staatsanwaltschaft hat ihn aufgrund dessen wegen versuchten Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses angeklagt. (red, APA, 12.9.2019)