Pension Schöller im Mammutformat.: Eine parliert vor Identitären und will dann nicht gewusst haben, dass es Identitäre waren.

Foto: APA / EXPA / Michael Gruber

Der Witz der steinalten, aber immer noch lustigen Posse Pension Schöller basiert darauf, dass eine Pension mit einem Irrenhaus verwechselt wird und Normale mit Narren. Der österreichische Wahlkampf ähnelt momentan einer Pension Schöller im Mammutformat. Die Politiker halten die Wähler für Idioten, die Wähler halten die Politiker für Idioten, und es ist schwer zu sagen, wer mehr im Recht ist.

Trump findet willige Nachahmer, der Niveaulimbo, den das gegenwärtige Personal tagtäglich vortanzt, lässt den Beobachter perplex zurück. Eine parliert vor Identitären und will dann nicht gewusst haben, dass es Identitäre waren. Einer gibt einem rechtsradikalen Blatt ein Interview und behauptet, dessen Rechtsradikalität sei ihm entgangen. Der Herrenreiter glaubt noch, er sei der Bimaz. Der Siaßlate will einen Tag auch ohne Kickl regieren, tags darauf sicher nur mit ihm.

Wers glaubt, wird sicher selig

Einer preist das Sparen und lässt sich das Haupthaar um ein paar Hunderter ondulieren. Kurz, was wir laufend beobachten, ist Manipulation, Heimatgeheuchel, Spalterei und Schamlosigkeit. Es wird gelogen, dass sich die Balken nicht mehr nur biegen: Sie verknüpfen sich zu hölzernen Knoten. Und ständig ertönt dazu wehleidiger Klagegesang, das Dauermimimi der selbsternannten Opfer.

Die Politik ist auf dem Weg, den Weg zurück in vorzivilisatorisches Terrain zu bahnen. Verhielte man sich in zivilisierten Zusammenhängen so wie in Wahlkämpfen, man bekäme die gröbsten Scherereien. Bei einem Anamnesegespräch mit einem scharfen Psychiater lägen Diagnosen wie "Pseudologie" oder "Paranoia querulans" in der Luft.

Wieso sich die Wähler idiotisch verhalten? Weil sie sich an die galoppierende Entfeinerung gewöhnen lassen und selbst die größten Lügner, Schleimer und Rüpel mit ihrer Stimme belohnen.

In der Politik herrschen andere Gesetze, gewiss, aber das heißt nicht, dass dort gar kein Gesetz herrschen sollte, und wäre es auch nur jenes der basalen Höflichkeit, dass man sein Gegenüber bis zum Beweis des Gegenteils für vernunftbegabt hält und nicht für einen Trottel, der sich lediglich zur knetbaren Manipulationsmasse eignet.

Ich höre seit kurzem öfter Leute, die behaupten, die Zeit solcher Politik neige sich dem Ende zu, der Bedarf an Populismus sei gedeckt. So sicher wäre ich mir da nicht. Aber wer's glaubt, wird sicher selig. (Christoph Winder, 14.9.2019)