Abenteuer garantiert
Wer klimaschonend reisen, aber nicht auf die Ferne verzichten will, steht zunächst vor einem Problem: der Website der ÖBB. Dort endet die Welt nämlich, zumindest in südlicher Richtung, relativ schnell. Athen gibt es in der Suchmaske gar nicht, immerhin nach Belgrad geht ein direkter Zug ab Villach. Nur: Buchen kann ich nicht, weder online noch am Schalter.
Mit dem Problem bin ich offenbar nicht allein, denn die anderen Bahnen sind kaum besser. In einem Forum finde ich die E-Mail-Adresse eines hochgelobten serbischen Reisebüro-Mitarbeiters. Mit mulmigem Gefühl schicke ich ihm meine Kreditkartendaten. Zwei Tage später liegen die Tickets, zumindest bis Montenegro, in meinem Briefkasten.
Mein Ziel Kalamata er reiche ich mit ungezählten Stunden Verspätung und nach zwei zusätzlichen Zwangsübernachtungen. Es wäre einfacher gegangen. Aber ich wäre nicht im Liegewagen im montenigrinischen Urwald aufgewacht, hätte die Interrailerinnen, die Pendler und Gastarbeiter nicht getroffen, hätte Zagreb, den Skadarsee, Tirana und Patras nicht gesehen und Europa nicht besser kennengelernt.
Ein Flug hätte etwa halb so lange gedauert, wie ich an der albanisch-griechischen Grenze gewartet habe, und einen Bruchteil gekostet. Daran muss sich etwas ändern, so viel ist klar. Bis es so weit ist, kostet Reisen mit Zug und Bus Geld und viel Geduld. Aber das Abenteuer kommt von selbst. Versprochen! (Philip Pramer, 15.9.2019)