Die performativen Interventionen des Kollektivs Existence in Resistance stehen im Zeichen antikapitalistischen Widerstands.

Foto: Ina Aydogan / Wienwoche

Frauen sind ja schnell zu. Die einen zu blad oder zu dünn, zu schirch oder zu schön, die anderen zu erfolgreich oder zu häuslich. Jene, die sich nicht genug "aufsparen" (wofür genau?), sind gleich einmal Huren oder – wenn doch zu opak – Hexen.

Die letzten beiden Begriffe beansprucht das Festival Wienwoche dieses Jahr als kuratorisches Motto für sich. "Lassen wir uns von der Stärke und dem Zusammenhalt all jener Frauen* aus Vergangenheit und Gegenwart inspirieren, die Bitches und Witches genannt werden!", lautet ein Auszug aus dem Open-Call-Text.

Das aktuelle Leitungsteam, bestehend aus der Regisseurin und Kulturschaffenden Natalie Ananda Assmann und der Künstlerin und Performerin Mirjana Djotunovic Mustra, gab ihn aus. Für dieses Jahr wurde auch Henrie Dennis, die Gründerin von Afro Rainbow Austria, ins leitende Boot geholt.

Sichtbarkeit und Inklusion

Bitches & Witches also. Dass die Wienwoche dieses Jahr am Freitag, dem 13., startet, ist kein Zufall. Das Festival, das seit 2012 immer im September stattfindet und vom Verein zur Förderung der Stadtbenutzung ausgerichtet wird, versteht sich als radikal und aktivistisch. Dieses Jahr wird queer-feministisch kuratiert, die Zeichen stehen also auf den beiden im zugehörigen Diskurs gerade häufig erwähnten Is: Inklusion und Intersektionalität.

Es geht darum, für und mit marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen Sichtbarkeit zu schaffen, seien das jetzt schwarze Frauen, Sexarbeiterinnen oder Menschen mit Behinderung, um nur einige Beispiele zu nennen. 21 Programmpunkte werden über den Zeitraum von zehn Tagen umgesetzt.

Chorische Hexenverbrennung

Auf Konfrontation setzt zum Beispiel das Kollektiv Existence in Resistance, das mittels performativer Interventionen Orte im öffentlichen Raum besetzen wird, die – wie der Graben – stark mit Kapitalismus assoziiert werden.

Spannend klingt auch das Projekt Opus Maleficarum, das neben Elke Auer, Rina Kaçinari und Anna Laner auch von Eva Jantschitsch aka Gustav geleitet wird. Ein 13-köpfiger Frauenchor hält an der Ecke Rauhensteingasse/Himmelpfortgasse Mahnwache. Dort wurden im September des Jahres 1583 Elisabeth Plainacher, das einzige dokumentierte Opfer der Hexenverfolgung in Wien, im Keller des Malefizspitzbubenhauses gefoltert und danach lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Anarchistinnen auf Rädern

Auch ein eigener Song, der den Titel des Festivalmottos trägt, gehört zum Programm. Die Rapperin und Produzentin Dacid Go8lin, die mit ihrem Kollektiv Femme DMC in den letzten Jahren eine Plattform für vor allem queere und/oder migrantische Frauen im Hip-Hop in Wien etabliert hat, zeichnet für ihn verantwortlich.

Weiters: Anarchistinnen auf Rädern treffen sich zur nächtlichen Tour, Dragqueens erzählen Geschichten abseits von Stereotypen; Erwachsene können eine Feminist Meme School besuchen und Kinder im Workshop The Anti-Objects ihre eigenen SuperheldInnen kreieren. (Amira Ben Saoud, 14.9.2019)