Die Schnellbahnverbindungen in und um Wien.

Grafik: Der Standard

Die Verhandlungen zwischen den Ländern und dem Bund bezüglich Finanzierung des Verkehrsdienstevertrags laufen noch.

Foto: Andy Urban

Wien – Die zuständigen Landesräte aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sowie Verkehrsminister Andreas Reichhardt zeigten sich diese Woche in trauter Einigkeit: Gemeinsam haben sich die Vertreter des Bundes und der Länder in der Ostregion darauf verständigt, in die Erweiterung des Zugangebots in den nächsten zehn Jahren 6,5 Milliarden Euro zu investieren. Vom Ausbau des bestehenden oder aktuell gebauten Schienennetzes sollen die Pendler profitieren – vor allem jene von und nach Wien.

Resultat dieses Memorandums of Understanding ist etwa, dass die Stadt Wien U-Bahn-ähnliche Intervalle teils auch auf S-Bahnen, die von den ÖBB betrieben werden, anbieten will. So soll bereits im kommenden Jahr alle drei bis fünf Minuten eine S-Bahn auf der Stammstrecke von Meidling bis Floridsdorf geführt werden.

Taktverdichtungen wird es demnach ab 2020 auch auf der Strecke Aspern-Nord – Hütteldorf sowie auf der S50 vom Westbahnhof in Richtung Purkersdorf geben. Verbesserungen sind bei der Vorortelinie S45 zwischen Hütteldorf und Handelskai geplant.

Verhandlungen laufen noch

Zwar laufen die Verhandlungen zwischen den Ländern und dem Bund bezüglich Finanzierung noch. In den kommenden Wochen soll aber eine Einigung stehen: Schließlich läuft der mehrjährige Verkehrsdienstevertrag (VDV) im Dezember aus.

Aus dem Büro von Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) heißt es, dass die im Memorandum of Understanding festgehaltenen Verbesserungen im Bahnverkehr "kommen werden".

Niederösterreich fordert aber noch mehr Engagement von Wien, wenn es um die Attraktivierung der S-Bahnen geht. Denn die Stammstrecke stoße bald an ihre Kapazitätsgrenzen, heißt es aus dem Büro von Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). So würden bereits 711 Züge täglich im Nah-, Güter- und Ferntransport auf der Strecke verkehren.

Eine weitere Taktverdichtung durch Modernisierungen sei zwar aus Pendlersicht zu begrüßen. "Ein großer Wurf geht sich damit aber nicht mehr aus", sagte ein Pressesprecher Schleritzkos. An den Bau einer weiteren S-Bahn-Stammstrecke würde kein Weg vorbeiführen.

Ein Jahrzehnteprojekt

In Niederösterreich wünscht man sich eine Verbindung von Wiens Nordwesten, konkret vom Franz-Josef-Bahnhof, in Richtung Südosten zur Flughafen-S-Bahn. Dafür braucht es freilich neue Gleise, Tunnels und viel Geld: Im Büro von Schleritzko wird mit 2,5 Milliarden Euro gerechnet. Für dieses Jahrzehnteprojekt müssten "jetzt die Planungen beginnen".

Mit der zuständigen Wiener Verkehrsstadträtin Birgit Hebein habe es dazu aber noch keine Gespräche gegeben. Auf Anfrage heißt es aus dem Büro der grünen Vizebürgermeisterin: "Das ist für uns derzeit kein Thema." Die Optimierung der bestehenden Stammstrecke und der anderen S-Bahnen habe Vorrang.

In Niederösterreich selbst soll es bis 2029 einen Stundentakt auf allen Strecken geben. Zudem wird angepeilt, dass alle Bahnlinien ab Wien mit letzter Abfahrt ab 22 Uhr erreichbar sein sollen. Teilweise fahren letzte Züge auf Regionalstrecken derzeit noch um 20 Uhr ab.

Parallel dazu läuft der bereits fixierte Infrastrukturausbau weiter: So wird etwa die Pottendorfer Linie zwischen Wien-Meidling und Wr. Neustadt bis 2023 durchgehend zweigleisig sein. (David Krutzler, 14.9.2019)