Zwei Männer, die in dieser Szene von Ulrich Seidls Film "Im Keller" unter Hitler-Bildern und Hakenkreuzfahnen feiern, waren ÖVP-Gemeinderäte. Einer der beiden war seit 2016 wieder Seniorenbundobmann.

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Eisenstadt – 2014 erregte Ulrich Seidls Dokumentarfilm "Im Keller" die Gemüter. Der Film zeigte fünf Männer beim Feiern in einem mit Nazidevotionalien gespickten Keller im Burgenland. Für zusätzliche Aufregung sorgte, dass zwei der Männer ÖVPler waren. Sie wurden daraufhin aus der Partei ausgeschlossen. Am Freitag löste die vor fünf Jahren aufgeflogene "Nazikeller"-Affäre erneut Empörung aus: Einer der Ex-Mandatare wurde einem Bericht der "Presse" zufolge bereits 2016 wieder politisch aktiv – als Ortsobmann des ÖVP-Seniorenbundes.

Nun hat der Politiker erneut seinen Rücktritt bekanntgegeben und gesagt, dass er aus der Organisation austreten wolle. Der Rück- beziehungsweise Austritt sei laut seinen Angaben erfolgt, "um der ÖVP nicht zu schaden", so die ÖVP Burgenland. Damit komme er auch einem Ausschluss durch die Bundespartei zuvor, hieß es aus der Landespartei.

Hofer: "In jeder Partei gibt es Einzelfälle"

Ausgerechnet FPÖ-Chef Norbert Hofer, dessen Parteikollegen immer wieder mit ihrer Nähe zu rechtsradikalem Gedankengut schockieren, hatte die Angelegenheit ins Blickfeld der Öffentlichkeit gebracht. Beim TV-Duell im ORF am Mittwochabend mit ÖVP-Obmann Sebastian Kurz warf Hofer der ÖVP die "Nazikeller"-Affäre vor. "Die sind ausgeschlossen worden", reagierte Kurz energisch.

Am Donnerstag zeigte sich Kurz in einer Aussendung dann "erstaunt" darüber, dass der Ex-Gemeinderat bereits wieder in der ÖVP aktiv sein soll. Erst am Freitag bestätigte die ÖVP, dass sich der Mann nach seinem Parteiaustritt wieder in das Gemeinschafts- und Dorfleben integriert und sich auch wieder im örtlichen Seniorenbund engagiert hatte.

Einer der beiden sei "offenbar durch die Hintertür wieder in die ÖVP aufgenommen worden", schrieb Hofer am Freitag in einer Aussendung. "In jeder Partei gibt es sogenannte Einzelfälle – ich rate daher jeder Partei, vor der eigenen Tür zu kehren, bevor mit dem Finger auf andere Parteien gezeigt wird", so der FPÖ-Obmann.

Kurz gab sich "erstaunt" darüber, dass der Ex-Gemeinderat bereits wieder bei der ÖVP aktiv sein soll – damit hatte ihn Hofer im TV-Duell konfrontiert.
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Die Filmsequenz, in der die Männer – umrahmt von Hitler-Bild, Hakenkreuzfahne, Reichsadler und anderen Symbolen der NS-Diktatur – einander im Keller zuprosten, hatte 2014 für empörte Reaktionen gesorgt, die in Rücktrittsaufforderungen gipfelten. Die beiden ÖVP-Politiker legten daraufhin ihr Gemeinderatsmandat zurück und beendeten auch, wie damals mitgeteilt wurde, ihre Mitgliedschaft in der Volkspartei.

Nach Bekanntwerden der "Nazikeller"-Affäre hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden in vier Fällen, darunter auch jene der beiden Ex-Gemeinderäte, 2015 wieder eingestellt. Der Hauseigentümer wurde wegen Wiederbetätigung zu zehn Monaten bedingter Haft verurteilt.

2016 sei einer der Ex-VP-Mandatare dann zum Ortsobmann des Seniorenbundes gewählt worden. "Das war und ist auch in der Gemeinde und in der Region bekannt und wurde auch im Zuge der Gemeinderatswahlen 2017 medial thematisiert", hieß es dazu von der ÖVP. (red, APA, 13.9.2019)