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Mehr als 80 Migranten hat das Team der Ocean Viking an Bord genommen.

Foto: AP/Renata Brito

Rom – In Abstimmung mit den italienischen Behörden hat das Rettungsschiff Ocean Viking 82 Migranten zum Hafen der Insel Lampedusa gebracht. Die Ausschiffung mit Booten der Küstenwache begann in der Nacht auf Sonntag, bis zum Vormittag hatte die Mehrzahl der Männer, Frauen und Kinder das Schiff verlassen, das vor dem Hafen auf Reede blieb.

Die Seenotleitstelle in Rom hatte die von SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen betriebene Ocean Viking am Samstag in der Früh angewiesen, Lampedusa als sicheren Hafen anzusteuern. "Nach 14 Monaten ist die Ocean Viking das erste zivile Rettungsschiff, das autorisiert Menschen an einen sicheren Ort in Italien bringt", schrieb SOS Méditerranée und begrüßte die Entscheidung der neuen italienischen Regierung als ermutigendes Signal.

Nach Angaben des französischen Innenministeriums sollen die 82 Migranten an Bord anschließend auf fünf europäische Länder, unter ihnen Frankreich, Deutschland und Italien, verteilt werden.

Zwei Wochen auf hoher See

Die Ocean Viking hatte seit fast zwei Wochen einen sicheren Hafen gesucht, um die vor der libyschen Küste geretteten Menschen an Land zu bringen. Die Ocean Viking war Anfang September zu ihrem zweiten Einsatz im Mittelmeer aufgebrochen. Im August hatte die Besatzung 356 Migranten vor der libyschen Küste gerettet.

Italiens neue Regierung will ein System zur automatischen Verteilung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer auf andere EU-Staaten aushandeln. Deutschland ist nach Angaben von Innenminister Horst Seehofer (CSU) bereit, jeden vierten nach einer Seenotrettung in Italien anlandenden Flüchtling nach Deutschland einreisen zu lassen. "Ich habe immer gesagt, unsere Migrationspolitik ist auch human. Wir werden niemanden ertrinken lassen", sagte Seehofer der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagsausgabe).

"Ad-hoc-Abkommen"

Uno-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi begrüßte die Entwicklung. "Hoffentlich ist das ein weiterer Schritt hin zu einem dringend benötigten, berechenbaren Ausschiffungsabkommen, das von einer Anzahl europäischer Länder unterstützt wird", schrieb Grandi auf Twitter. Der französische Innenminister Christophe Castaner schrieb, für die Ocean Viking sei ein "europäisches Ad-hoc-Abkommen" zwischen Italien, Frankreich, Deutschland, Portugal und Luxemburg getroffen worden.

Salvini verärgert

Der Chef von Italiens rechter Lega, Matteo Salvini, reagiert verärgert auf den Beschluss der italienischen Regierung, die Migranten an Bord des Rettungsschiffes Ocean Viking an Land gehen zu lassen. "Jetzt kommen sie: Offene Häfen ohne Grenzen", kommentierte Salvini die Entscheidung auf Twitter.

Die Demokratische Partei (PD), die mit der Fünf Sterne-Bewegung die zweite Regierung um Premier Conte unterstützt, begrüßte die Wende in Italiens Migrationspolitik. "Die italienische Regierung weist der Ocean Viking einen sicheren Landehafen zu, und die Migranten werden von mehreren EU-Ländern aufgenommen. Schluss mit Salvinis Propaganda auf Kosten verzweifelter Menschen im Mittelmeer! Endlich kehren Politik und internationale Beziehungen im Umgang mit der Migrationsproblematik zurück", erklärte der sozialdemokratische Kulturminister Dario Franceschini. (APA, 14.9.2019)