Sieht das Jeunesse nach 70 Jahren immer noch am Puls der Zeit arbeiten: Antonia Grüner, die künstlerische Leiterin des Konzertveranstalters.

Foto: Igor Ripak

Nach dem Zweiten Weltkrieg als europaweites Friedensprojekt gegründet, feiert die Jeunesse, die "Musikalische Jugend Österreichs", in diesem Herbst bereits ihren 70. Geburtstag. Für das Wachsen und Gedeihen des großen österreichischen Konzertveranstalters (Jahresbudget 3,6 Mio. Euro, rund 600 Veranstaltungen jährlich, davon über 300 Kinder-, Jugend- und Schulkonzerte) ist seit rund drei Jahren Antonia Grüner mit verantwortlich. Sie führt den Betrieb mit der kaufmännischen Leiterin Alexandra Jachim. Und so fragt man die künstlerische Leiterin nach der Gratulation zum runden Geburtstag denn auch gleich: Wie geht’s der Jeunesse? Ist die Institution, die die Jugend in ihrem Namen führt, auch mit 70 noch fit und am Puls der Zeit?

Aber auf jeden Fall, sagt die 36-Jährige und beschreibt die Jeunesse als eine dynamische Institution und eine virtuose Vernetzerin. Einerseits würden beständig innovative Konzertformate entwickelt, die Vorbildwirkung haben, andererseits fördere man junge Musikerinnen und Musiker nachhaltig, indem man sie mit Künstlern oder Ensembles zusammenbringt und für sie Auftritte ermöglicht:_etwa in der Reihe Start Up! oder als Featured Artist).

Los geht's schon ab eins

Schon ab einem Jahr ist man ein potenzieller Kunde der Jeunesse, Kinder wie Erwachsene können sich an einem bunten Strauß an altersadäquaten Konzertangeboten erfreuen. In Österreich ist die Jeunesse an 22 Standorten präsent, allein in Wien fächert sich das Konzertangebot auf 25 verschiedene Spielstätten auf, sagt Grüner stolz.

Man solle mit der Jeunesse nicht nur die renommierten Häuser wie Musikverein und Konzerthaus besuchen, sondern die ganze Stadt entdecken, so etwa den Reaktor im 17. Bezirk, das Casino Baumgarten, den Lorely-Saal in Penzing oder die Brotfabrik in Favoriten. In der findet am 23.11. der große Jeunesse-Tag statt, eine Abschlussveranstaltung der österreichweiten Jubiläumsfeierlichkeiten zum 70er, die diesen Donnerstag im Musikverein beginnen.

Angebot an Musikunterricht

In den Bundesländern sieht sich die Jeunesse in der Funktion eines "musikalischen Nahversorgers". Das Angebot an Musikunterricht ist an den Schulen in den letzten Jahren nicht unbedingt gewachsen – wahrscheinlich ein Mitgrund dafür, weshalb die Nachfrage nach den hochqualitativen Schulkonzerten der Jeunesse stetig zugenommen habe, sagt Grüner.

Welche Wünsche hat die Jeunesse zu ihrem 70. Geburtstag? Um den Bildungsauftrag zu erfüllen und das Bildungsangebot zu erweitern, wären zusätzliche finanzielle Mittel jederzeit willkommen, sagt die gebürtige Salzburgerin. Der gemeinnützige Verein erwirtschaftet 64 Prozent der Einnahmen durch Kartenverkäufe; Bund, Länder und Gemeinden subventionieren die Unternehmung, die Erste Bank ist ein verlässlicher Hauptsponsor. Neue Sponsoren seien aber immer willkommen, sagt Grüner: sei es zur Unterstützung der zwei Sommer-Musikcamps in Mariazell und St. Florian, sei es für neue Projekte.

Aber erst einmal soll bitte ordentlich gefeiert werden. (Stefan Ender, 16.9.2019)