New York – Eine leere Packung Cyklokapron liegt neben Roger Ailes. Ein Medikament für Bluter, das in dem Fall offensichtlich zu spät kommt. Der 77-Jährige stirbt am 18. Mai 2017 als Folge eines häuslichen Unfalls. Sturz und Gehirnblutung. Er wisse schon, was die Leute über ihn sagen werden, sagt die Stimme aus dem Off für den Mann, der da am Beginn von The Loudest Voice tot am Boden liegt: "Rechts, paranoid, fett." Russell Crowe spielt den übergewichtigen Medienmacher. Die Serie ist auf mobilen Diensten von Sky abrufbar und läuft montags auf Sky Atlantic HD.

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Ailes war der Mann von Fox News. Medienmogul Rupert Murdoch holte ihn 1996. Ailes war Präsident von CNBC, er beriet die US-Präsidenten Richard Nixon, Ronald Reagan und George W. Bush. Fox News machte er zum erfolgreichsten Nachrichtensender der USA und zum konservativen Propagandasender. Zu Fall kam er 2016, als Vorwürfe sexueller Belästigung bekannt wurden. Ailes wurde beschuldigt, jahrelang der Moderatorin Gretchen Carlson unerwünschte Avancen gemacht zu haben. Er musste abtreten, freilich mit einer Abfindung von 40 Millionen Dollar von Murdoch in der Tasche.

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Man müsse den Menschen geben, was sie wollen, sogar, wenn sie nicht wüssten, was sie wollten: Mit diesem Motto beginnt er 1995, den Sender zu entwickeln. Zwölf Monate hat er Zeit, beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.

Mit untrüglichem Instinkt holt er die richtigen Leute mit den richtigen Geschichten: "60 Prozent denken, Medien sind negativ, voller Lügen. Geben wir ihnen, was sie wollen – positive Meldungen." Es gelingt, weil Ailes weiß, mit wem er es zu tun hat: "Menschen wollen nicht informiert sein, sie wollen das Gefühl haben, informiert zu sein."

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Dazwischen sehen wir Schreiduelle in Sitzungen, in seinen Reden klingt er wie Donald Trump, Jahre später: "Wir erobern das echte Amerika zurück. Und wir werden die lauteste Stimme. Und wir bringen in dieses verdammte Land Fairness und Verantwortung." Als er gehen muss, weinen alle. (Doris Priesching, 17.9.2019)