Neues Buch über die Anfänge der FPÖ.
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Die Wörter "Jude" oder "KZler" waren für sie Schimpfwörter. 1949 zog der VdU, der "Verband der Unabhängigen", als 11,7-Prozent-Partei in den Nationalrat ein. Seine Abgeordneten verhöhnten Parlamentarier, die von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager verschleppt worden waren. Um Parteifreunde zu schädigen, wurden Gerüchte gestreut, diese hätten eine jüdische Ehefrau. Der VdU verfolgte nur ein politisches Ziel: die völlige Rehabilitierung ehemaliger Nationalsozialisten. Aus ihm ging 1956 die FPÖ hervor.

Blaues Selbstbild

Die FPÖ, eine Partei wie jede andere auch: So sehen sich die Freiheitlichen heute, erst jüngst wieder im Zuge der Präsentation des "Rohberichts" der FPÖ-Historikerkommission. Immerhin wurde erstmals festgehalten, dass bei VdU und FPÖ mehr ehemalige Nationalsozialisten "als bei den anderen Parteien" untergekommen seien. Es lohnt, einen Blick auf die Entstehungsjahre zu werfen. Margit Reiter rückt in "Die Ehemaligen – Der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ" das blaue Selbstbild zurecht. Während man bei SPÖ und ÖVP von "braunen Flecken" sprechen könne, sei das bei VdU und FPÖ nicht möglich. Die beiden Parteien waren "von ihrem Selbstverständnis, ihrer Programmatik und ihrer personellen Zusammensetzung her das parteipolitische Sammelbecken ehemaliger Nationalsozialisten schlechthin", so die Historikerin, auch gab es "in ideologischer Hinsicht Affinitäten zum Nationalsozialismus".

Erste "Einzelfälle"

Reiter dokumentiert auch die ersten "Einzelfälle". So lobte ein Salzburger Landesrat im Jahr 1952 Hitler, obwohl sich die Parteispitze kurz davor wieder einmal vom Nationalsozialismus abgrenzte. Ihr Buch, für das sie auf den Nachlass von FPÖ-Parteigründer Anton Reinthaller zurückgreifen konnte, ist die bisher kritischste und ausführlichste Dokumentation über die Entstehung der FPÖ und des VdU. (Markus Sulzbacher, 17.9.2019)