Wie in Dubai schossen Montagmorgen auch auf anderen Märkten die Notierungen für Öl und die Aktien von Ölunternehmen nach oben.

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Frage: Warum ist der Ölpreis über Nacht um etwa 20 Prozent in die Höhe geschnellt?

Antwort: Die sprunghafte Verteuerung ist dem Umstand geschuldet, dass wegen der Drohnenangriffe auf Ölförderanlagen in Saudi-Arabien, darunter die größte Raffinerie des Landes in Abkaik nahe dem Persischen Golf, schlagartig knapp die Hälfte der saudischen Ölproduktion ausgefallen ist. Bis zum Abend ging der Preis allerdings wieder ein wenig zurück, zu Börsenschluss lag er mit rund 14,7 Prozent im Plus.

Frage: Wie wichtig ist Saudi-Arabien fü r die Ölversorgung?

Antwort: Sehr wichtig. Saudi-Arabien förderte zuletzt 9,9 Millionen Fass am Tag (je 159 Liter), das entspricht fast zehn Prozent der weltweiten Ölproduktion. Wenn etwa die Hälfte davon nicht mehr zur Verfügung steht, ist das nicht nichts. Die Menge entspricht etwa einem Drittel dessen, was in der gesamten EU pro Tag an Öl verbraucht wird.

Frage: Gibt es keinen Ersatz?

Antwort: Kurzfristig ja. Unter anderem hat US-Präsident Donald Trump zugesichert, eine noch zu definierende Menge Rohöl aus der strategischen US-Reserve freizugeben, um den Ausfall saudischen Öls zumindest teilweise auszugleichen. Je länger es dauert, bis die saudische Ölwirtschaft wieder voll produktionsfähig ist, desto größer werden die Auswirkungen auf den Ölmärkten sein.

Frage: Wie entsteht der Ölpreis?

Antwort: Grundsätzlich ist es beim Ölpreis wie mit allen Preisen auf freien Märkten: Er bildet sich aus dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Wobei es den Ölpreis gar nicht gibt. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten – je nach Region. Allein der Finanzinformationsdienst Bloomberg listet mehr als 100 verschiedene auf, die sich etwa in puncto Schwefelgehalt oder Viskosität unterscheiden. Für jede Sorte gibt es einen Preis, wobei als Faustregel gilt: Je besser die Qualität des Rohöls im Hinblick auf seine industrielle Verwendbarkeit, desto teurer ist es.

Frage: Was sind die wichtigsten Rohölsorten?

Antwort: Für den US-Markt ist die Sorte West Texas Intermediate (WTI) maßgeblich, für Europa die Nordseesorte Brent.

Frage: Was beeinflusst den Ölpreis noch?

Antwort: Zum einen der Wechselkurs. Weil Rohöl weltweit in Dollar gehandelt wird, ist in Europa immer auch das Verhältnis des Euro zur US-Währung relevant. Ist Europas Einheitswährung schwach, schlägt sich eine Ölpreiserhöhung an der Zapfsäule stärker nieder als im umgekehrten Fall. Und dann spielt auch noch die Spekulation eine Rolle. Viele Unternehmen im Energiesektor sichern sich über Finanzmarktgeschäfte gegen Preisschwankungen ab. Reine Finanzakteure wiederum wetten auf Preisveränderungen und versuchen, dadurch Gewinne zu machen.

Frage: Sind Treibstoffe schon teurer geworden?

Antwort: Zu Wochenbeginn war das nicht der Fall, Beobachter gehen aber davon aus, dass die Zapfsäulenpreise steigen werden. Montagvormittag kosteten Superbenzin und Diesel an den vom ÖAMTC beobachteten Tankstellen in Österreich im Schnitt sogar etwas weniger als Freitagabend. Erst Montagnachmittag setzten die meisten Tankstellenbetreiber die Preise im Schnitt um etwas mehr als drei Cent je Liter hinauf.

Frage: Ist das außergewöhnlich?

Antwort: Nein, sagt der Autofahrerklub. Am Sonntag und Montagvormittag sei es langjähriger Beobachtung zufolge immer am günstigsten, den Tank aufzufüllen, Richtung Wochenende in der Regel am teuersten. Man müsse die nächsten Tage abwarten, um mehr Klarheit zu haben. Der Ölmarktexperte David Wech vom Wiener Energieberatungsunternehmen JBC sagte in der ZiB2, er glaube "schon, dass es in den nächsten Tagen auch ein bisschen nach oben geht".

Frage: Welche Rolle spielt die Konjunktur?

Antwort: Je stärker der Konjunkturmotor brummt, desto größer ist der Bedarf an Öl. Wegen Rezessionsgefahren wurden zuletzt Bedarfsprognosen für Öl zurückgenommen. Ein höherer Ölpreis könnte die Konjunktur zusätzlich bremsen. (Günther Strobl, 16.9.2019)