Der Tatort in der kleinen niederösterreichischen Gemeinde Edlitz.

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Neunkirchen – Nach dem gewaltsamen Tod einer 85-Jährigen in einem Einfamilienhaus in Edlitz im Bezirk Neunkirchen gilt laut Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ein 61 Jahre alter Österreicher, der in einem Krankenhaus im künstlichen Tiefschlaf liegt, als Beschuldigter. Er war auf der Südautobahn (A2) in Tatortnähe von einem Lkw angefahren und schwer verletzt worden.

Der Mann sei "mit dem Opfer offensichtlich in einer geschäftlichen Verbindung gestanden", sagte Erich Habitzl, Sprecher der Anklagebehörde, am Dienstagvormittag. Der Beschuldigte stehe unter Mordverdacht.

Möglicher Zusammenhang mit anderer Tat

Die Ursache des Todes der Frau soll durch eine Obduktion geklärt werden. Die Frau ist die Schwester und Schwägerin eines Paares, das 2016 in Edlitz bei einer "Home Invasion" schwer misshandelt wurde. Die damaligen Täter wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Ob ein Zusammenhang zur jetzigen Tat besteht, sei Gegenstand der Ermittlungen, so Habitzl zum STANDARD.

Der "Kurier" berichtete derweil allerdings, der nun Tatverdächtige sei der Bankberater des Opfers gewesen. Das Auto des 61-Jährigen sei beim Haus der Frau abgestellt gewesen.

Sofortige Alarmfahndung

Ein Zeuge hatte Montagabend bei der Polizei angerufen: Er habe einen Mann aus dem Fenster der pensionierten Bauunternehmerin Emma S. flüchten sehen. Als die Einsatzkräfte kurz vor 21 Uhr bei dem Haus eintrafen, sahen sie durch das offene Fenster die Besitzerin leblos auf dem Boden liegen, berichtet Heinz Holub, Sprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich.

Wiederbelebungsmaßnahmen blieben erfolglos, nach ersten Erkenntnissen dürfte die Frau an stumpfer Gewalteinwirkung gestorben sein. Ob diese durch Schläge oder einen Sturz ausgelöst wurde, muss die Obduktion klären.

In Edlitz ereignete sich das Tötungsdelikt, im Gemeindegebiet von Warth im Norden der Unfall auf der Südautobahn.

Nach Entdeckung der Leiche wurde sofort eine Alarmfahndung ausgelöst: Über 20 Streifenwagen, ein Polizeihubschrauber, das Einsatzkommando Cobra und Spürhunde wurden bei der Suche eingesetzt.

Gegen 23.30 Uhr ereignete sich wenige Kilometer vom Tatort entfernt im Gemeindegebiet von Warth auf der A2 dann ein Unfall: Ein Lastwagen touchierte den Verdächtigen, der auf der Fahrbahn war. Bis Dienstagmorgen konnte er verletzungsbedingt nicht befragt werden, er schwebte aber nicht in Lebensgefahr.

Viele offene Fragen

Ob es sich bei dem Fall um einen Einbruch handelt, bei dem der Täter überrascht wurde, oder es bei einem geplanten Treffen der beiden Personen zu einem Streit kam, war zunächst noch unklar. Um eine "Home Invasion", was landläufig bedeuten würde, dass der Täter mit Gewaltabsicht kommt, um aus dem Opfer Informationen wie beispielsweise Safekombinationen oder Verstecke von Wertgegenständen zu erpressen, dürfte es sich laut Staatsanwaltschaftssprecher Habitzl nicht gehandelt haben. (moe, bri, APA, 17.9.2019)