Genuss an jeder Ecke in der Linzer Straße: Im Gasthaus zur Post schmeckt im Hauptgebäude das Schnitzel, und im Nebengebäude soll mit dem Postsaal künftig der Kulturhunger gestillt werden.

Mathias Kaineder

Linz – Ottensheim ist der älteste Markt des Mühlviertels. Idyllisch direkt an der Donau gelegen, prallen in der kleinen Gemeinde Gegensätze mit einer bemerkenswerten Energie aufeinander – und verschmelzen dennoch meist zu einem harmonischen Ganzen: die Historie mit dem ehrwürdigen Schloss, die vielen Donauweg-Radler, die in ihren grellen Uniformen durch die Gassen flanieren, die Regattastrecke – jüngst Austragungsort der Ruder-WM –, das legendäre Kino und nicht zuletzt eine überaus lebendige, junge Kreativ- und Kunstszene.

Kreativquartett

Und genau in diesem Bereich offenbart sich aber ein kommunales Manko: Die Kreativität im Kopf braucht zwecks Entfaltung auch ein Dach über dem Kopf. Konkret fehlt in Ottensheim seit 20 Jahren ein passender Veranstaltungssaal.

Um diese Lücke zu schließen, haben jetzt die Bürger selbst das Heft in die Hand genommen. Gegründet wurde die Kulturgenossenschaft "Otto". Verantwortlich für die Idee sind die vier Ottensheimer Kreativköpfe Ursula König, Manuel Mitterhuber, Johannes Kornfellner und Mathias Kaineder.

Bereits mit 100 Euro ist man Teil der Gemeinschaft, maximal zehn Anteile pro Person sind möglich. Und man investiert das Geld nicht ins Blaue: Die Gruppe hat nämlich ein konkretes Projekt im Auge. Lustwandelt man die Linzer Straße entlang, steht man unweigerlich einmal vor dem Gasthof zur Post – einem Gebäudekomplex, der neben der Wirtsstube auch ein Nebengebäude umfasst, welches jüngst von der Waldinger Wohnbauservice GmbH (Wosig) erworben wurde. Ehe man sich dort intensiver mit der Planung von Wohnungen auf dem Post-Areal beschäftigen konnte, wurde der Ottensheimer Kreativverbund vorstellig. Mit im Gepäck ein Plan zur Errichtung eines neuen Postsaals. Mit 350 Sitz- und 600 Stehplätze sollen künftig mit modernster Veranstaltungstechnik Kulturschmankerln serviert werden.

Den 2,5-Millionen-Euro-Bau soll laut Plan die Wosig stemmen. Die Einrichtung, die technische Ausstattung und der laufende Betrieb obliegen der Genossenschaft. "Es ist an allen Ecken Bedarf da. Wir wollen aber einen Ort für ein möglichst breites Programm schaffen. Vom Alternativprogramm bis hin zum Musikverein", erläutert Mathias Kaineder. Aktuell umfasse die Genossenschaft 40 Mitglieder. Kaineder: "Aber es werden stetig mehr. Der Rückhalt in der Bevölkerung ist enorm."

"Kein Sozialverein"

Dennoch dürften noch einige Hürden zu nehmen zu sein. Denn die Wosig möchte sich als Betreiber auf der sicheren Seite wähnen. "Ich halte das Projekt prinzipiell für vernünftig, und es ist sicher eine gute Idee. Aber es geht um die Finanzierung. Wir werden nichts aufstellen, wo wir uns wirtschaftlich unsicher sind. Wir sind kein Sozialverein", stellt Wosig-Geschäftsführer Wolfgang Birngruber im STANDARD-Gespräch klar. Es gehe jetzt darum, alle Details zusammenzutragen. Birngruber: "Was zahlt die Gemeinde, was die Betreiber, was das Land und was übernehmen wir."

Zumindest auf Gemeindeebene gibt es zwischen den Kultur -Geburtshelfern und dem Bürgermeister noch erhöhten Gesprächsbedarf. Oder, um es mit den Worten von Mathias Kaineder zu sagen: "Mit der Gemeinde ist es derzeit unglaublich zach." Auf Nachfrage zeigt sich Bürgermeister Franz Füreder (VP) "durchaus positiv eingestellt". Aber es sei eben derzeit noch alles in der Schwebe. Füreder: "Wir sind noch nicht so weit – und die Betreiber haben sich einfach zu weit hin ausgelehnt." Dem Gemeindechef geht es vor allem auch um die monetäre Sicherheit: "Das Problem ist die Ausfallshaftung. Wenn die Genossenschaft 50 Prozent übernimmt, haben wir als Gemeinde kein Problem mit einer Zustimmung. Dann können wir bis zu einer Million Euro zuschießen." (Markus Rohrhofer, 18.9.2019)