Die Welt der freien Software ist von einer großen Vielfalt geprägt. Wer etwa unter Linux einen Desktop benutzen will, kann unter einer ganzen Reihe von Optionen wählen. Die von vielen Distributionen als Default-Wahl genutzte Lösung ist dabei GNOME. Und von diesem gibt es nun seit kurzem eine neue Softwaregeneration.

Neue Version

GNOME 3.34 fasst die Entwicklungen der vergangenen sechs Monate zusammen. Und das heißt in diesem Fall vor allem: Es gibt eine Füllen an kleineren und größeren Performance-Verbesserungen. Die Entwickler haben hier vor allem bei der GNOME Shell selbst sowie beim Fenstermanager Mutter nachgebessert. Auf einem Testsystem (Thinkpad X220) ließ sich denn auch tatsächlich bei vielen Animationen eine merkliche Leistungssteigerung bei zentralen Aufgaben wie dem Aufruf der Anwendungsübersicht feststellen.

Die überarbeitete Wallpaper-Einstellung in GNOME 3.34.
Grafik: GNOME

Ansonsten bringt die neue Softwaregeneration vor allem viel Feinschliff für Bestehendes. Dazu gehören etwa weitere Anpassungen am Desktop-Theme sowie an einigen der mitgelieferten Icons. Nett ist auch die Möglichkeit nun Apps in der zugehörigen Übersicht einfach mittels Drag & Drop in Verzeichnisse zusammenzufassen – ähnlich wie man es von mobilen Betriebssystemen gewohnt ist. Es reicht also ein App-Icon auf ein anderes zu ziehen, um ein neues Verzeichnis anzulegen.

Anwendungen

Eine deutliche verbesserte Sicherheit verspricht man für den GNOME-eigenen Web-Browser, da hier die einzelnen Prozesse endlich mittels einer Sandbox voneinander getrennt sind. Zudem soll der integrierte Werbeblocker nun wesentlich flotter arbeiten, und es gibt die Möglichkeit einzelne Tabs zu "pinnen", damit sie beim nächsten Start automatisch wieder aufgerufen werden.

Einige neue Icons in GNOME 3.34.
Grafik: GNOME

Unter dem Namen "Boxes" liefert GNOME eine einfache Lösung zur Einrichtung und Verwaltung von virtuellen Maschinen mit. Bei diesem wurde unter anderem das Setup von neuen VMs vereinfacht, zudem gibt es nun eine Art Dual-Boot-Möglichkeit für virtuelle Maschinen. Es kann nun also alternativ von externen CD/DVD-Images gebootet werden, was nicht zuletzt für die Reparatur beschädigter VMs hilfreich ist. Zudem gibt es eine neue Einstellungsoption, über die die 3D-Beschleunigung gezielt (de-)aktiviert werden kann. Zuletzt wurde diese von Haus aus eingeschaltet, was bei manchen Systemen aber zu Problemen führen konnte.

Vermischtes

Grafisch neugestaltet wurden die Hintergrundoptionen in den Systemeinstellungen. Die Retro-Gaming-Komponenten von GNOME können nun mehrere Spielstände speichern, und die offizielle Musik-Anwendung des Desktop wurde generalüberholt. Daraus resultieren neue Funktionen wie den nahtlosen Übergang zwischen zwei Liedern sowie die automatische Aktualisierung der Musikbibliothek, wenn Dateien im entsprechenden Verzeichnis hinzugefügt oder entfernt werden.

GNOME Music.
Grafik: GNOME

Dazu kommen noch einige Verbesserungen für Entwickler. So wurde das Analyse-Tool Sysprof um zusätzliche Möglichkeiten erweitert. Vor allem aber werden nun GNOME-Komponenten wie das Toolkit GTK integriert, womit Entwickler leichter Performance-Defizite in ihren Programmen überprüfen können. Die offizielle GNOME-Entwicklungsumgebung Builder hat ebenfalls einige neue Funktionen erhalten – darunter ein Tool um die Abläufe bei der Interprozesskommunikation via DBus zu analysieren.

Download

GNOME 3.34 steht in Form des Source Codes von der Seite des Projekts zum Download zur Verfügung. Zudem ist die neue Version schon bei einigen Distributionen wie Arch Linux enthalten, außerdem ist sie Teil der Beta für Fedora 31, die in Kürze erscheinen wird. (Andreas Proschofsky, 17.9.2019)