Ob Pulegon auch in Produkten auf dem europäischen Markt enthalten ist, kann laut Michal Dobrajc vom deutschen Verband des E-Zigarettenhandels nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden.

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New York – In E-Zigaretten und Kautabak in den USA haben Wissenschafter einen möglicherweise krebserregenden Geschmacksstoff "in besorgniserregend hoher Konzentration" entdeckt. Der Stoff namens Pulegon sei in Produkten mit Minz- und Mentholgeschmack enthalten, berichteten die Wissenschafter um Sven-Eric Jordt von der Duke University School of Medicine im US-Staat North Carolina im Fachjournal "Jama Internal Medicine".

Als Geschmackszusatzstoff in Lebensmitteln habe die Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA den Stoff Pulegon bereits im vergangenen Jahr verboten, für E-Zigaretten und Kautabak sei die Chemikalie jedoch nicht reguliert. "Die FDA-Vorschriften für Lebensmittel sind viel strenger als die Vorschriften für E-Zigaretten", sagt Jordt.

Ob und, falls ja, in welchem Ausmaß diese Substanzen auch in Produkten auf dem europäischen Markt enthalten sind, sei nicht klar, sagt Michal Dobrajc vom deutschen Verband des E-Zigarettenhandels. "Als Branchenverband ist es uns nicht möglich, einen detaillierten Einblick in die Zusammensetzung der vielfältigen Liquids zu bekommen, da die einzelnen Rezepturen der Hersteller dem Geschäftsgeheimnis unterliegen." Die Verbandsmitglieder würden nun aber dahingehend befragt. Aufgrund der bestehenden Regulierungen etwa für den deutschen Markt, wo unter anderem alle Inhaltsstoffe gemeldet werden müssten, gehe er davon aus, dass alle Marktteilnehmer und die zuständigen Behörden ihren Pflichten nachkommen.

Auswirkungen unklar

Laut Forschern der Duke University ist der Pulegon-Gehalt der US-E-Zigaretten zwischen 86- und 1.608-mal höher als jener, der durch das Rauchen von Mentholzigaretten aufgenommen wird. Es sei allerdings nicht ganz klar, wie sich die Aufnahme von Pulegon unterscheide, wenn es nicht geraucht, sondern per E-Zigarette aufgenommen wird. Die Wissenschafter fordern von der US-Regulierungsbehörde FDA Maßnahmen, um das Risiko der Pulegon-Aussetzung zu mindern.

Nach einem siebten Todesfall – der am Dienstag aus Kalifornien gemeldet wurde – und 450 ungeklärten Lungenerkrankungen in Zusammenhang mit E-Zigaretten war in den USA zuletzt eine Diskussion über die enthaltenen Aromastoffe entbrannt. Geschmacksrichtungen für E-Zigaretten sollen nach dem Willen der US-Regierung nun verboten werden. Als erster Staat New York am Dienstag angekündigt, aromatisierte E-Zigaretten ab sofort zu verbieten.

Auch US-Präsident Donald Trump hatte in der vergangenen Woche "sehr strenge" Vorschriften für Hersteller angekündigt und die Nutzung von E-Zigaretten als "großes Problem" bezeichnet. In Europa ist bisher kein Anstieg solcher spezieller Krankheitsfälle bekannt. Die Beschwerden scheinen sich auf Benutzer von E-Zigaretten in den USA zu beschränken. (APA, red, 18.9.2019)