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Patienten sollten sich mehr trauen, Fragen stellen und sich im Spital Notizen machen, heißt es von der Plattform Patientensicherheit.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Geht es um die Sicherheit im Gesundheitsbetrieb, ist nicht nur das medizinische Personal gefragt, auch Patienten können einen Beitrag leisten, heißt es von Experten anlässlich des ersten WHO-Welttags der Patientensicherheit am Dienstag. Konkret: Patienten sollten mitdenken, sich Fragen stellen wie: Kenne ich alle Medikamente, die in meiner Pillenbox liegen? Wogegen nehme ich sie? Und im Zweifelsfall: nachfragen.

Auch im OP. "Patienten müssen sich trauen, etwas zu sagen", sagt Brigitte Ettl, ärztliche Direktorin am Krankenhaus Hietzing und Präsidentin der Plattform Patientensicherheit. Sie wünscht sich ein System, in dem der Patient den Arzt vor der OP fragen kann: "Haben Sie sich auch die Hände desinfiziert?"

Freilich wisse sie, so Ettl, dass es in Spitälern dafür ein System brauche, das solche Nachfragen positiv annimmt und nicht verärgert ablehnt. Zudem sollten, so rät das Patientenhandbuch der Plattform, im Krankenhaus Notizen gemacht werden, auch Angehörige mithören, Patienten ihre Bedenken äußern, sich über die Nachbehandlung informieren und ihre persönlichen Daten überprüfen.

Einfache Maßnahme

Gerade Letzteres ist ein Punkt, in dem sich im medizinischen Betrieb in der Vergangenheit viel verbessert hat, wie Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres anhand eines Beispiels erklärt: "Auf die Frage 'Sind Sie Herr Maier?' kann ein verwirrter oder müder Patient schnell falsch antworten. Heute wird gefragt 'Wie heißen Sie?". Es sind einfache Maßnahmen wie diese, die die Fehleranfälligkeit verringern.

Bei rund zehn Prozent aller Patienten gibt es unerwünschte Ereignisse, so die Experten. Genaue Zahlen für Österreich existieren nicht. Es bringe auch nichts, diese Zahlen zu erheben, so Ettl. Grund dafür sei der Unterschied zwischen vermeidbaren und nicht vermeidbaren Vorfällen: Bekommt ein Patient trotz Allergie Penicillin, wäre dies vermeidbar gewesen, hätte er selbst von der Allergie gewusst und diese zuvor dem Personal mitgeteilt. Habe niemand davon gewusst, so Ettl, sei der Vorfall auch nicht vermeidbar gewesen.

Spital mit Nebenwirkungen

In Zukunft soll vor allem die Digitalisierung die Patientensicherheit erhöhen. So könnte es etwa ein Computersystem einem Arzt erst gar nicht möglich machen, einem Patienten mit Allergie Penicillin zu verschreiben.

Oder ein spezieller Sensor könnte direkt am Patienten Parameter messen und das Personal informieren, sobald sie sich verändern, erklärt Klaus Markstaller, Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie der Med-Uni Wien. Er bezeichnet das Krankenhaus als ein hochwirksames Medikament mit Nebenwirkungen. "Durch die steigenden Komplexität werden leider auch Patienten geschädigt."

Keine doppelten Medikamente

Rund um die Verabreichung von Medikamenten passieren die häufigsten Fehler, so Ettl. Hier werde mit der seit 2018 ausgerollten E-Medikation gegengesteuert, sagt Gerhard Aiger vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin. Durch eine digitale Auflistung der verschriebenen Medikamente könne etwa Doppelmedikation vermieden werden.

Aiger plädiert dafür, mit Fehlern offen umzugehen, als Gesundheitseinrichtung immer hinter den Mitarbeitern zu stehen und eine entsprechende Kultur zu schaffen. So könnte etwa ein eigens dafür zuständiger Risk Manager mit allen Beteiligten offen über Fehler sprechen. Und auch Ettl ist sich sicher, man müsse "hinter den Mitarbeitern stehen, wenn etwas passiert ist". (Bernadette Redl, 17.9.2019)