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Führt – angeblich – nicht ins Leere: Wegweiser nach Bielefeld.

Foto: AP / Christian Mathiesen

Bielefeld (?) – Für alle, die immer noch zweifeln, muss die Botschaft des Bielefelder Bürgermeisters Pit Clausen ein schwerer Schlag gewesen sein. "Bielefeld gibt es – und wie!" Das verkündete er ganz offiziell am Dienstag, selbstverständlich in "seiner" Stadt, der mit 330.000 Einwohnern größten der Region Ostwestfalen-Lippe.

Wer denkt, der Stadtchef sei möglicherweise nicht ganz bei Trost oder der Fasching habe in Bielefeld (so es denn existiert) bereits begonnen, der irrt. Vielmehr war die Erklärung des Bürgermeisters der Höhepunkt einer vielbeachteten und vielgepriesenen Marketingkampagne der Stadt, die sich auf die alte Verschwörungstheorie stützt, dass Bielefeld eigentlich gar nicht existiert.

Geburtsstunde im Jahr 1994

1994 hat diese Mär der Kieler Informatikstudent Achim Held verbreitet. Er wollte damals Verschwörungstheorien ins Lächerliche ziehen und behauptete, es gebe Bielefeld nicht – es werde bloß die Existenz der Stadt sehr überzeugend vorgetäuscht. Der Witz "Bielefeld gibt es nicht" wurde nicht nur im Internet zum Dauerbrenner.

Jetzt, zum 25-Jahr-Jubiläum der Theorie, hat die Stadt einen Wettbewerb ausgerufen: Wer beweisen könne, dass Bielefeld bloß ein Phantom sei, der bekommt eine Million Euro. Die Kampagne unter dem Hashtag #Bielefeldmillion wurde zum Renner, Medien aus aller Welt berichteten, und schließlich reichten 2.000 Menschen ihre "Beweise" für die Nichtexistenz ein.

Pudding und Kondome

Möglicherweise taten sie dies auch, weil die bekannten Bielefelder Konzerne Oetker und Ritex dem Sieger oder der Siegerin auch noch eine Million Puddingtütchen beziehungsweise eine Million Kondome versprachen. So mancher versuchte unter Einbeziehung des Universums die Nichtexistenz mathematisch zu beweisen, andere nahmen Anleihen bei der Quantenphysik, einer verwies auf die fehlende Gründungsurkunde der Stadt.

Im Internet wurde auch spekuliert, Bielefeld gebe es nicht, weil man dort kein Internet habe und die Gewitter immer an der Stadt vorbeizögen. Es könne auch deshalb nicht existieren, weil es bis heute kein Kaufangebot von US-Präsident Donald Trump gäbe.

Die Köpfe der Aktion hatten schon vorher erklärt, sie seien sich zu 99,9 Prozent sicher, dass niemand den Beweis erbringen werde. Schließlich müsste man das Zentrum einer der stärksten Wirtschaftsregionen Deutschlands "verschwinden lassen".

Tatsächlich: Trotz aller Bemühungen konnte der Beweis für die Nichtexistenz nicht erbracht werden, nicht einmal von Legenden-Gründer Held. Es war dann auch keine wirkliche Überraschung, als Bürgermeister Clausen erklärte, das Preisgeld von einer Million Euro könne daher leider auch nicht ausgezahlt werden.

Gedenkstein in der Altstadt

Dafür erinnert jetzt ein 600 Kilogramm schwerer Gedenkstein in der Altstadt an die Aktion. Darauf steht "Bielefeld-Verschwörung 1994–2019". Und darunter heißt es: "Die gibt's doch gar nicht." (Birgit Baumann aus Berlin, 17.9.2019)