"Ich date jetzt wieder", outete sich mein Freund, der Fotograf. Ich nickte anerkennend und sagte etwas wie: "Oh, mutig von dir." Der Fotograf blickte nur vielsagend ans andere Ende des Gastgartens und sagte: "Keine Sorge, natürlich nur mit Exit-Strategie."

Wie ein Jagdhund, der auf eine Fährte stößt, richtete ich mich auf der Bierbank auf. Nun hieß es zuhören und lernen. Wer könnte einem ehrlicher und besser erklären, wie das andere Geschlecht in Sachen Liebe tickt? Egal ob schwul oder hetero – es hatte sich schon oft bezahlt gemacht, rein freundschaftlich mit ein paar coolen Jungs zu verkehren.

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"Auf keinen Fall den Fehler machen, dein Date schon am ersten Abend in dein Lieblingslokal mitzunehmen", rät mein Freund, der Fotograf.
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Fluchtpläne

Man findet ihren Instagram-Account zum Thema "Rettet die Wälder" süß. Man ist verknallt in seinen Silberblick. Kurz: Zwei Menschen wollen sich näher kennenlernen. "Das Problem dabei", erklärte der Fotograf: "Beide versuchen, sich beim ersten Date von ihrer besten Seite zu zeigen." Das könne sehr verkrampft werden.

Genau deshalb würde es helfen, strategisch vorzugehen. Sein Tipp bei Unsicherheit, ob der Kandidat der Richtige ist: "Nicht sofort ablöschen." Doch falls sich das Gegenüber drei Würgeschlangen als Haustiere hält oder das Treffen aus anderen Gründen eine Katastrophe ist, brauche man dringend eine Escape-Strategie.

Sein Rat: "Auf keinen Fall den Fehler machen, dein Date schon am ersten Abend in dein Lieblingslokal mitzunehmen. Sonst wirst du es unter Umständen nie mehr los."

Küssen ja, Sex nein

Und was, wenn der erste Abend nicht so schlecht war? Hier musste der Fotograf nicht lange in seinem Nähkästchen kramen. Seine Empfehlung: "Schmusen am Schluss ist okay – Sex auf keinen Fall!"

Ich fragte gelangweilt, ob diese Taktik nicht ein bisschen altmodisch sei. Doch seine Position war klar: "Wenn du zu schnell vorgehst, tritt danach unter Umständen so eine unglaubliche Entspannung ein, dass dir der Rest nur mehr langweilig erscheint."

Lohn der Angst

Man kann natürlich auch eine Art Borderline-Taktik anwenden. Kurz nach der Unterhaltung im Gastgarten interviewte ich einen zweiten Freund zu diesem Thema. Seine ehrliche Antwort: "Meine Fluchtstrategie ist, sie trotzdem mit nach Hause zu nehmen, um es dann richtig zu bereuen."

Ob das nicht ziemlich destruktiv sei, wollte ich wissen. "Nein, denn entweder sie ziehen geschockt ab. Oder sie sind bereit, Sachen mitzumachen, für die es sich dann doch gelohnt hat." Positives Denken, in der Horizontalen angewandt. Oder die Devise eines notorischen Erotomanen: Jetzt erst recht. (Ela Angerer, RONDO, 8.10.2019)