Matteo Renzi hat wieder zugeschlagen. In der jüngsten Politkrise witterte der ehemalige Premierminister seine Chance auf ein Comeback. Nun, da sie vorläufig beigelegt ist, löst er möglicherweise eine neue aus. Mit einer von ihm angeführten Abspaltung von der Demokratischen Partei (PD) bringt sich Renzi erneut ins Spiel. Nicht dass seine Ankündigung, bald eine neue Zentrumspartei zu präsentieren, allzu viele überrascht hätte. Erstaunlich erscheint da vielmehr, wie leichtsinnig er agiert.

Renzi stand in der Mitte-links-Partei PD von Anfang an dem liberalen Flügel deutlich näher als dem sozialdemokratischen. Die Partei war einst als Zweckbündnis gegen Silvio Berlusconi gegründet worden und hatte als solches immer schon Schwierigkeiten, ihre unterschiedlichen Strömungen unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen.

Italiens Ex-Premier Matteo Renzi.
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Renzi hat wohl recht damit, dass in diesem PD, dem ein Hang zur Selbstzerstörung immanent ist, kein Platz mehr für ihn war. Außerdem reichte jener, der ihm nach seinem Rücktritt zugewiesen worden war, nicht für seine immer noch großen Ambitionen.

Einen weiteren Punkt trifft der 44-Jährige, wenn er sagt, dass der PD trotz mauer Umfragewerte vor Ideen und Erneuerungskraft nicht eben strotzt. Und dennoch zeichnet Renzis Neustart im September 2019 ebenjene Vermessenheit aus, die schon im Dezember 2016 seine Regierungszeit so abrupt beendet hat. Damals spielte er den Ausgang des Referendums über seine tatsächlich notwendige Verfassungsreform zur Schicksalsentscheidung hoch.

Dieser Tage ist es das Timing, das sagenhaft ungünstig anmutet: allen voran für die neue Koalition Italiens, in die Renzi seine ehemalige Partei selbst geführt hat und die nun auf noch wackeligeren Beinen steht. So könnte am Ende ausgerechnet jener Mann profitieren, den Renzi mit seiner neuen Partei gezielt bekämpfen möchte: Matteo Salvini. (Anna Giulia Fink, 17.9.2019)