Regisseur Richard Ladkani hat mit der Umweltdoku "Sea of Shadows" Erfolg.

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Es handelt sich um eine dieser Parabeln rund um Kapitalismus, Kriminalität und Ökologie, in denen das zerstörerische Wirken des Menschen besonders plastisch wird. Im Mittelpunkt steht der Fisch Totoaba, der auch als "Kokain des Meeres" bezeichnet wird. Im pekuniären Sinne, versteht sich: In China schreibt man der Schwimmblase des im Golf von Kalifornien beheimateten Tiers magische Fähigkeiten zu, etwa bei Schwangerschaftsproblemen.

Der österreichische Filmemacher Richard Ladkani hat darüber den Dokumentarfilm Sea of Shadows gedreht, für den er bereits im Februar auf dem wichtigen Sundance-Filmfestival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. National Geographic bringt die von Leonardo DiCaprio mitproduzierte Arbeit nun für den Oscar auf Kurs, in Österreich startet er diese Woche im Kino.

Movieclips Indie

Ladkanis Film behandelt eine Schattenökonomie sowie ihre fatalen Folgen für das maritime Ökosystem: eine Allianz aus illegalen Fischern, Schmugglern und Schwarzmarkthändlern, die von Drogenkartellen mitdirigiert wird. Das US-Branchenblatt Variety bezeichnete Sea of Shadows zutreffend als "beunruhigenden Ökothriller". Der Genrehinweis trifft indes schon auf die Herstellungsweise zu: Denn der 46-jährige Regisseur, der durch eine Begegnung mit der Verhaltensforscherin Jane Goodall für ökologische Fragen sensibilisiert wurde, trat eigentlich als Naturfilmer an, um vom Schicksal des kleinsten Wals, des vom Aussterben bedrohten Vaquita, zu erzählen. Obwohl der politische Aspekt der Arbeit bewusst verdeckt gehalten wurde, floss ein beträchtlicher Teil des Budgets in Sicherheitsmaßnahmen.

Spektakulär und engagiert

Eine wichtige Stütze ist Anita Ladkani, die Frau des Regisseurs, mit der er seit 2015 die Malaika Pictures leitet – die beiden leben in Baden und haben zwei Töchter. Anita Ladkani hat bei Sea of Shadows die Logistik der Produktion aus der Ferne gelenkt und war doch bei jedem Schritt indirekt anwesend, auch als einmal Schüsse fielen. Courage scheint Richard Ladkani angeboren zu sein, schon als Jugendlicher wollte er einen Opiumkönig im Goldenen Dreieck interviewen.

Wichtiger ist beiden jedoch, dass ihre Filme wachrütteln, die Themen sind zugleich spektakulär und engagiert wie bei der Netflix-Produktion The Ivory Game, die sich mit dem Elfenbeinhandel befasste. Das nächste Projekt ist noch geheim: Es soll jedoch noch größeren Wirkungskreisen nachgehen. (Dominik Kamalzadeh. 18.9.2019)