Das Zinshaus an der Hetzgasse 8 steht seit mehr als drei Jahren leer.

Foto: Zoidl

Gegen den ursprünglich geplanten Abriss gab es viel Widerstand.

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Der seit Jahren andauernde Streit um das Zinshaus in der Hetzgasse 8 in Wien-Landstraße dürfte zu Ende sein: Der Immobilienentwickler Soulier Management, der das in die Jahre gekommene Haus mit 23 Mietwohnungen ursprünglich abreißen und durch ein Niedrigenergiehaus mit 56 freifinanzierten Mietwohnungen ersetzen wollte, hat es nun an einen Luxus-Immobilienentwickler verkauft. Der Kaufpreis lag dem Vernehmen nach bei acht Millionen Euro.

Zur Erinnerung: Die Hetzgasse 8 gehörte ursprünglich der Stadt Wien, die das Haus 2001 verkaufte. Das unscheinbare Eckhaus gegenüber den Schnellbahngleisen wurde im Wien-Wahlkampf 2015 plötzlich zum Politikum, als die Grünen einen aufblasbaren Miethai vor dem Haus aufstellten, um die verbliebenen Altmieter zu unterstützen und gegen Immobilienspekulation zu trommeln.

450.000 Euro Ablöse

Mit den Altmietern, die teilweise viel Geld in die Sanierung ihrer Substandard-Wohnungen gesteckt hatten, einigte sich der Bauträger schließlich. Der letzte Bewohner erhielt 450.000 Euro Ablöse für seinen unbefristeten Mietvertrag.

Mit den Abbrucharbeiten des nunmehr bestandsfreien Hauses durfte 2016 begonnen werden. Einige Monate später wurde im Weißgerber- und Radetzkyviertel allerdings eine Schutzzone errichtet – und ein Baustopp über die begonnenen Abbrucharbeiten verhängt. Soulier brachte dagegen Beschwerde ein, der Fall beschäftigte jahrelang die Gerichte. Letztendlich wurde der Abbruchstopp allerdings bestätigt.

Nun zog Soulier die Reißleine, nachdem laut Eigenangaben bereits 1,5 Millionen Euro in das Projekt geflossen waren. In einem Bestbieterverfahren wurde über den Sommer aus mehreren Interessenten ein Käufer ermittelt. Der Kaufvertrag wurde nun unterschrieben. Der neue Eigentümer wurde offiziell noch nicht bekanntgegeben.

Aufstockung und Abverkauf

Dem Vernehmen nach plant dieser eine Generalsanierung des Hauses inklusive – bereits genehmigter – Aufstockung. Später werden die hochpreisigen Wohnungen wohl abverkauft werden, sind sich Branchenkenner einig. Leistbare Mietwohnungen, wie von der Politik und auch dem grünen Miethai erhofft, werden hier also keine entstehen.

Beim früheren Eigentümer Soulier Management bedauert man das. Schade sei auch, dass das ursprünglich geplante Projekt eines Neubaus mit ökologischem Heiz- und Kühlsystem, begrünter Fassade und vielen Außenflächen nicht realisiert werden konnte, heißt es gegenüber dem STANDARD. (Franziska Zoidl, 18.9.2019)