1. Wales

Der Westen von Großbritannien ist berühmt für seine zerklüftete Küste und die Spuren, die der Bergbau in der Landschaft hinterließ. Das macht sich Wales seit einigen Jahren zunutze und inszeniert sich als gigantischer Outdoor-Spielplatz: Auf Zip-Lines rauscht man über ehemalige Schottergruben, mit dem Mountainbike geht's quer durch aufgelassene Tagebau-Minen. Spielt das Wetter einmal nicht mit, warten unter Tage in einer früheren Schiefermine dutzende Netze, die so gespannt sind, dass man wie auf Trampolinen durchs Bergwerk hüpft.

Wales
Foto: asset.wales.com / Crown Copyright

Die poröse Küste wird Kletterern und anderen Schwindelfreien schmackhaft gemacht. Neuester Streich: die Cliff-Camps. Wer frische Luft beim Schlafen schätzt, lässt sich auf einer wackeligen Plattform abseilen, die über dem Meer schwebt, und macht es sich dort um läppische 450 Euro pro Nacht gemütlich.

Outdoor-Abenteuer und mehr unter: visitwales.com

2. Slowenien

Schon einmal von Apitourismus gehört? Reiseziel und -zweck sind unsere liebsten Insekten. Verwendet wird der Begriff fast ausschließlich von Slowenen, weil sie gemeinhin als die Erfinder jenes Fremdenverkehrs gelten, der den Menschen zur Biene bringt. Klingt lustig, das Ding ist aber richtig groß: In Slowenien wurden mittlerweile über 30 Bienentouristiker zertifiziert – so kann man bei Bienen schlafen, in Honigwaben-Apartments wohnen oder eine Atemtherapie im Bienenhaus wagen.

Slowenien
Foto: slovenia.info / Jost Gantar

Die Idee hat dennoch einen ernsthaften Hintergrund: Die Honigwirtschaft nimmt in Slowenien eine bedeutende Rolle ein, es gibt dort über 12.000 registrierte Bienenhäuser. Kein Wunder also, wenn die Slowenen beim Stichwort "Bienensterben " mehr noch als andere zusammenzucken und aus einem allgemeinen Ökotourismus den Apitourismus geboren haben.

Über Bienentourismus findet man jede Menge unter: slovenia.info

3. Vanuatu

Wer es nicht gleich vor dem geografischen Auge parat hat: Vanuatu ist ein Inselstaat im Südpazifik, gut 1500 Kilometer östlich von Australien. Die Hauptstadt Port Vila erreicht man von Wien aus bestenfalls in 28 Stunden. Nun hat sich in Europa herumgesprochen – etwa durch Südseefototapeten in Arztpraxen -, dass diese Gegend nicht die undankbarste Kulisse ist für Hochzeitsfotos. Seither versteift sich eine ganze Industrie auf die Ausrichtung von Vermählungsfeiern in großem Rahmen zuerst in Fidschi und später in Vanuatu.

Vanuatu
Foto: Getty Images / iStock

Keine Frage, das sind beides schöne Plätze für Hochzeitsreisen zu zweit. Wer aber eine Schnellumfrage im Bekanntenkreis startet, ob jemand zur Trauung nach Vanuatu mitkommt, wobei man sich den Flug selber zahlen muss, wird bei aller Liebe eine Abfuhr kassieren.

Heiraten in der Südsee: weddingsvanuatu.com

4. Jamaika

Über den karibischen Inselstaat sagt man, er habe einige der schönsten Strände der Welt. Blöd nur, dass die jamaikanische Küstenlinie auf den Fotos, die zuletzt in mehreren Medien zu sehen waren, kaum zu erkennen ist. Auf den Bildern waren die Strände bedeckt von Plastikmüll.

Jamaika
Foto: Getty Images / iStock

Das stört auch manche Betreiber von Unterkünften, die an einem solchen "Traumstrand " liegen – etwa den gebürtigen Deutschen Marian Erbach, den Besitzer des Germaican Hostel in Portland. Er bot zuletzt jedem Gast, der mit einem Plastikeimer voll eingesammeltem Mist vom Strand zurückkam, einen selbstgedrehten Joint als Entlohnung für den Dienst an der Umwelt an. Die rechtlichen Konsequenzen hat er offensichtlich bedacht: Das Verschenken kleinerer Mengen Marihuana ist auf Jamaika im Gegensatz zum Verkauf legal.

Germaican Hostel auf Jamaika: germaican-hostel.com

5. Saudi-Arabien

Erst vor kurzem hat sich Saudi-Arabien für Touristen aus dem Ausland geöffnet – in erster Linie, weil es musste. Die Rohstoffe, von denen das Königreich lebt, vornehmlich Öl, bringen weniger ein als früher. Etwas im Land zu finden, das für Studienreisende von Interesse ist, ist ein Leichtes: Das vorislamische Erbe, zu dem etwa die Monumentalgräber von Mada 'in Salih im Nordwesten des Landes zählen, ist unfassbar reich und gut erhalten. Nur schien das islamisch-konservative Königreich bisher ein Problem damit zu haben, es herzuzeigen – vorislamische Kulturen gelten dort als götzenhaft.

Saudi-Arabien
Foto: Getty Images /iStock

Nun soll das vorwiegend nabatäische Erbe auf einer Fläche größer als Niederösterreich dennoch für Touristen in Szene gesetzt werden. Weil die faszinierenden Stätten aber offensichtlich nicht aufregend genug sind, wurden im ganzen Land milliardenschwere Investitionen für die staatliche Unterhaltungsindustrie projektiert: mit Zaubershows sowie Auto- und Stierrennen à la Pamplona.

Saudi-Arabien-Tourismus: sauditourism.sa

(Sascha Aumüller, RONDO, 20.9.2019)