Das Wiener Studententeam vor dem Start.
Foto: TU Wien Space Team

Wien/Reno – Wie schon im vergangenen Jahr scheiterte am Sonntag in der Wüste von Nevada der Versuch des "Space Team" der Technischen Universität, einen Europarekord nach Österreich zu holen. Wenige Minuten nach dem Start der von den Studenten selbst gebauten Rakete "The Hound" um 9.49 Uhr Ortszeit stürzte der Flugkörper eineinhalb Kilometer vom Startplatz entfernt wieder zur Erde – laut "Space Team" habe der Oberstufenmotor nicht gezündet. Für den Titel der höchsten Flughöhe einer Eigenbaurakete von Studententeams wären mehr als 32,3 Kilometern Flughöhe nötig gewesen.

Prestigeträchtige Höhe

Die zwei je rund vier Meter hohen und inklusive Treibstoff 30 Kilogramm schweren Raketen wollte man eigentlich bis auf etwa 100 Kilometer Höhe bringen. Sogar der Weltrekord, den bisher eine Rakete eines Teams der University of Southern California hält, wäre damit in Reichweite gelegen. Wichtiger aber noch: Auf dieser Höhe, in der unteren Thermosphäre, befindet sich die sogenannte Kármán-Linie, die Rakete würde somit den "Rand des Weltalls" erreichen. Auch die kommerziellen Flüge von Virgin Galactic sollen ihre Weltraumtouristen künftig auf diese Höhe bringen.

"Welche Höhe wir im Idealfall erreichen können, ist schwer zu sagen, weil die Simulationsrechnungen da auf recht unterschiedliche Ergebnisse kommen. Letztlich werden wir es erst wissen, wenn wir die Sensordaten nach dem Flug analysieren", sagte Projektleiter Christoph Fröhlich im Vorfeld. Informations-Updates zum Vorhaben lassen sich auf der Website des Projekts mitverfolgen.

Kurz vor 10 Uhr Ortszeit hob die Rakete ab.
Foto: TU Wien Space Team

Für den Antrieb verwendet das Team kommerzielle Raketentriebwerke, die mit Festbrennstoff betrieben werden. Das Elektronik-System haben die Studenten selbst entwickelt und gebaut. Als Material setzt man auf spezielle glasfaserverstärkte Polymere, die der extremen Belastung standhalten sollen. Durch den Luftwiderstand entwickelt sich beim Aufstieg große Hitze. Nach rund dreieinhalb Sekunden gilt es die dann ausgebrannte erste Stufe abzuwerfen. Nach dem Abtrennen geht es noch weitere fünfzehn Sekunden gleitend hinauf, bis dann in ungefähr zwölf Kilometern die Oberstufe gezündet wird.

Hier gab es im September 2018 ein Problem: Damals verweigerte die zweite Stufe ihren Dienst. "Beim letzten Versuch war ein Sicherheitsmechanismus nicht richtig verkabelt. Dieses Jahr starten wir die Rakete noch einmal, und zusätzlich versuchen wir es noch mit einer in Details verbesserten zweiten Rakete. Vor allem die elektronischen Systeme sowie die Oberstufenzündung wurden überarbeitet", ist Fröhlich zuversichtlich. (red, APA, 18.9.2019)