Eine Wohnung zu finden, die leistbar ist, wird in großen Städten wie Wien immer schwieriger.

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Wien – Steigende Mieten, explodierende Immobilienpreise und Einkommen, die diesem Anstieg nicht standhalten können: Das sorgt am Wohnungs- und Immobilienmarkt derzeit für eine Belastung. Leistbaren Wohnraum zu finden beziehungsweise zu schaffen wird damit immer schwieriger. Wohnen führt auch zu einer immer stärkeren finanziellen Belastung im Haushaltsbudget. 53 Prozent der Österreicher empfinden Wohnen daher nicht mehr als leistbar. Das ergibt eine aktuelle Umfrage von Integral im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen.

Dass es sich dabei nicht nur um ein Gefühl handelt, zeigt auch die Statistik. Laut offiziellen Quellen sind die Häuserpreise seit 2008 fast dreimal und die Mietpreise bei Neuvermietungen fast doppelt so stark gestiegen wie das Haushaltseinkommen. "Diese Entwicklungen sind problematisch. Die Wohnkosten sollten maximal 30 Prozent des Einkommens betragen, doch heute verschlingt der Faktor Wohnen bei vielen Österreichern bereits deutlich mehr", sagt Peter Bosek, Vorstandsvorsitzender der Erste Bank.

Druck durch Markt

Für jene Leute, die zur Miete wohnen, werden die vermehrt am Markt auftretenden befristeten Mietverträge oft zur Belastung. Zwischen 2008 und 2018 erhöhte sich der Anteil der befristeten Mietverträge im privaten Bereich von 30,2 auf 45,8 Prozent. Das zeigt die Wohnstatistik 2019 der Statistik Austria. Der Grund: Vermieter wollen sich nicht mehr lange binden, um zukünftige Preissteigerungen besser nutzen zu können.

Wer es sich also irgendwie leisten kann, denkt derzeit an die Beschaffung eines Eigenheims. Die Kreditzinsen sind ob des anhaltenden Nullzinsumfelds günstig. Eine Eigentumswohnung zu finden, die noch leistbar ist, ist aber keine leichte Aufgabe. Denn auch in den Randbezirken und rund um Wien sind laut Bosek die Quadratmeterpreise deutlich gestiegen. Eine Blase am Immobilienmarkt ortet Bosek aber nicht. Denn die Immobilie habe auch als Anlageklasse an Bedeutung gewonnen, und die Nachfrage sei vorhanden, obwohl die Bewertungen schon hoch seien. Würden die Preise nochmals um 20 Prozent steigen und die Nachfrage nach Immobilienkrediten massiv anziehen, könne man von einer Blase sprechen.

Zinsniveau absichern

Die Niedrigzinsphase wird noch länger anhalten. "Wer an einen Kredit denkt, muss sich die niedrigen Zinsen absichern", sagt Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank. Ein Wohnungskredit über 100.000 Euro mit einer Laufzeit von 25 Jahren ist mit einem Zinssatz von 1,2 Prozent variabel (381,06 Euro pro Monat) und 1,3 Prozent Fixzins (393,68 Euro pro Monat) auf 15 Jahre zu haben. "Wer also 12,62 Euro pro Monat mehr Kreditrate bezahlt, kann die nächsten 15 Jahre ruhig schlafen, weil sich die Kreditrate nicht ändert", rechnet Schaufler vor.

Doch da ist noch die Sache mit dem Eigenmittelanteil. Wer eine Immobilie kaufen will, braucht für die Kreditzusage neben der passenden Bonität laut Bosek auch einen Eigenmittelanteil von 15 bis 20 Prozent.

Mieten oder Kaufen?

Diese Frage ist wohl nicht leicht zu beantworten, weil es immer auf die jeweilige Situation ankommt. Eine Jungfamilie mit zwei Kindern, die 100 Quadratmeter Wohnraum kaufen will, müsste laut Bosek in Wien schon mit einem Kostenaufwand von rund einer halben Million Euro rechnen. Hier höre es sich mit der Leistbarkeit oft schnell auf, wenn Eltern oder Großeltern nicht beim erforderlichen Eigenmittelanteil helfen können. Bevor sich Leute unendlich verschulden, ist Miete hier die bessere Variante, erklärt Bosek. (bpf, 18.9.2019)