Philippa Strache mit Ehemann Heinz-Christian.

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Strache kämpft für den Tierschutz – dabei aber oftmals gegen die eigene Partei.

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Philippa Strache wird nach der Nationalratswahl wohl die einzige Neue der FPÖ im Hohen Haus sein – die restlichen, wenigen Frauen mit aussichtsreichen Chancen sind erfahrene Nationalratsabgeordnete oder Bundesrätinnen. Platz drei auf der Wiener Landesliste – mutmaßlich als "Gegengeschäft" für den nicht ganz so freiwilligen Verzicht ihres Ehemannes Heinz-Christian Strache auf ein EU-Mandat eingefädelt – beschert der 32-jährigen Wienerin laut Umfragen quasi einen Fixplatz. Denn große Teile der freiheitlichen Wählerschaft bleiben ihrer Partei wohl auch diesmal – trotz oder gerade wegen Ibiza – treu.

Die tierlieben Straches beim tierlieben Sender der selbsternannten Tierschutzpartei.
FPÖ TV

Treue; diese hielt "Phiba" – wie Philippa Strache von Freunden genannt wird – auch ihrem "kleinen Monster", als dessen berüchtigter Ibiza-Auftritt den Vizekanzler (vorerst) zu Fall brachte. Dieser versuchte auf der spanischen Insel die "scharfe", vermeintliche Oligarchennichte zu beeindrucken – wofür er sich in seiner Rücktrittsrede bei Philippa vor einem Millionenpublikum öffentlich entschuldigte.

Nach anfänglichem Schock steht sie mittlerweile wieder zu 100 Prozent hinter ihrem Mann. "Das war nicht mein Mann. Das war nicht Alkohol. Wenn er trinkt, dann wird er eher schläfrig und redet nicht so viel beziehungsweise so überzogen, ich kenne ihn doch", ist sie im "Zeit"-Gespräch überzeugt, dass ihrem Mann auf der Partyinsel Substanzen verabreicht wurden. Er sei doch "arglos wie ein junger Welpe", sagte sie später im besten Tierschützerjargon.

Schwäche und Liebe

"In schwachen Momenten liebe ich ihn am meisten", erklärte sie einst wenige Tage nach der streng geheimen Hochzeit im Oktober 2016 dem Boulevardblatt und früheren Arbeitgeber "Österreich". Der schwache "Moment" des ehemaligen FPÖ-Chefs bietet nun die Chance für den großen Auftritt von Philippa, wobei Chance vielleicht nicht das richtige Wort ist. "Ich hätte es nie für mich gemacht, das stimmt", sagt Philippa Strache zur "Zeit". Sie arbeite eigentlich lieber im Hintergrund als an vorderster Front. Sie habe für sich aber beschlossen, "dass ich das kann und dabei authentisch bleiben kann", so Strache zur deutschen Wochenzeitung im Doppelinterview mit Herrn Strache (Alle Interviewanfragen des STANDARD blieben unbeantwortet).

SPÖ und Team Stronach

Ganz neu in der Politszene ist Strache dennoch nicht. Nach einer kurzen Laufbahn als Model heuerte sie – damals noch als Philippa Beck – bereits mit 18 Jahren bei SPÖ-Urgestein Josef Cap als parlamentarische Mitarbeiterin an. Cap beschreibt ihre damalige Art im STANDARD-Gespräch als "unauffällig". Sollte sie sich damals schon politisch den Freiheitlichen zugehörig gefühlt haben, hätte sie dies jedenfalls nicht offen geäußert. Dennoch verspürte er bei ihr eine "gewisse Unzufriedenheit mit alles und jedem".

Ihre rhetorischen Fähigkeiten konnte sie später als Pressesprecherin des Team Stronach unter Beweis stellen, ehe sie der Politik kurzzeitig wieder den Rücken zuwendete, um bei "Oe24" das Wetter zu moderieren und gelegentlich mit Geldscheinen in der Hand für besondere Schnäppchen oder Gewinnspiele zu werben. Wenig später dann der Wechsel zu FPÖ-TV – jenem Partei-Youtube-Kanal, der nicht gerade für seine beißend scharfen Interviewfragen, wohl aber für reißerische und polemische Antworten bekannt ist. Zur freundlichen Abwechslung werden Parteifunktionäre immer wieder mit Katzenbabys, Hundewelpen und süßen Schweinchen gezeigt. Man gibt sich neuerdings bekanntlich äußerst tierlieb bei der selbsternannten Tierschutzpartei und fand in Tierliebhaberin Philippa Strache später die perfekte Besetzung für die Tierschutzbeauftragte der Partei.

Sie hat die Tiere gern

Martin Balluch – selbst einer der bekanntesten Tierrechtsaktivisten Österreichs und Nationalratskandidat der Liste Jetzt – sagte in einer TV-Diskussion kürzlich, dass sie in der FPÖ einen schweren Stand habe, wo sie doch permanent "die seltsamen Vorgaben der Partei vertreten" und erklären müsse. Schließlich würden die Parlamentarier im Hohen Haus gegen ein "Vollspaltenbodenverbot, verpflichtende Stroh-Einstreu für Schweine, das Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln und das Verbot des Schredderns von männlichen Eintagsküken" und damit gegen den Tierschutz stimmen. Strache sagte später, die Freiheitlichen wollen nur einen noch umfassenderen Schutz der Tiere und lehnten daher den Vorschlag ab. Kritiker werfen ihr aber auch fehlende Kompetenz und Authentizität vor, wenn sie etwa für Tierschutz auf der einen, aber gegen teurere Schweinsschnitzerl auf der anderen Seite eintritt.

Die Vegetarierin Strache findet, dass das Schnitzel nicht teurer werden sollte.

Auf ihrer Facebook-Seite zeigt sich Philippa Strache eher unregelmäßig – meist nicht öfter als drei- bis viermal pro Woche – ihren 30.000 Followern. Intensivwahlkampfphase sieht eigentlich anders aus – und dennoch musste sie erst vergangene Woche nach einem öffentlichen Auftritt als Kunstflieger-Co-Pilotin wegen eines Schleudertraumas im AKH behandelt werden.

Ein niedliches Foto mit der Hand des Strache-Neujahrsbabys Hendrik hier, ein paar TV-Auftritte-Ankünder dort, und immer wieder taucht in sozialen Medien das Schwarz-Weiß-Porträt mit strengem Blick in die Kamera auf – einzig jenes Sujet mit ihrem Gatten als Geist fand bislang nicht den Weg von Straches privater Facebook-Seite zum Profil seiner Frau.

Heinz-Christian Strache, der seine Philippa stets "meine Königin" nennt, will anscheinend auch bei der Werbung für die Nationalratswahl nicht von ihrer Seite weichen.

Fauxpas

Mitunter mischt sich aber auch das eine oder andere Hoppala in ihre Facebook-Timeline. So postete sie vor kurzem ein etwas unglückliches Gewinnspiel, in dem User ein Foto ihrer "Lieben" posten sollten, um zum Schulstart eine Schultüte zu gewinnen. Erst als viele User die geposteten Kinderfotos kritisierten, stellte sie klar, dass mit den "Lieben" selbstverständlich die Haustiere gemeint gewesen seien – wie immer.

Weit mehr Erklärungsbedarf hatte sie, als sie am 20. April 2016, dem Geburtstag Adolf Hitlers, ein Foto eines Restaurants likte, das Eiernockerl mit Salat, bekanntlich dessen Lieblingsspeise, servierte. Gegenüber "Oe24" gab sie nach einem entsprechenden "Vice"-Bericht über den bekannten Nazi-Erkennungscode an: "Ich hab das gelesen und mir nur gedacht, oh, Eiernockerl ist mein Lieblingsessen, ich bin Vegetarierin, und ich hab mir nichts dabei gedacht."

Sehr wohl nachgedacht hat Philippa Strache bereits über ein Politcomeback ihres Mannes. Sie machte wiederholt keinen Hehl daraus, dass sie es befürwortet, wenn er dem nachgehe, was ihn glücklich mache, und das sei nun einmal freiheitliche Politik. Bis dahin bleibt sie die Frau, die nicht nur wegen ihm, sondern auch für ihn in den Nationalrat geht. (Fabian Sommavilla, 22.9.2019)