Modehändler wollen das Phänomen der Rücksendung getragener Kleidung mindern.

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Was tut man, wenn eine wichtige Veranstaltung bevorsteht, man allerdings keinen passenden Anzug oder Abendkleid daheim hat? Drei Optionen fallen ein. Erstens: Man borgt sich bei einem Freund oder Freundin ein passendes Textil aus. Zweitens: Man borgt sich eines kostenpflichtig aus. Drittens: Man kauft es sich, was freilich die teuerste Variante ist.

Einige Leute haben eine vierte Möglichkeit entdeckt. Sie nutzen das Rückgaberecht für Onlinekäufe, um kostenlos kurzfristig an neue Kleidung zu gelangen. Dieses "Wardrobing" genannte Praxis sorgt freilich für eher wenig Freude unter den Onlinehändlern. Erste Anbieter versuchen nun, sich mit sogenannten "Seal Tags" zu wehren.

Angeblich 400 Millionen Euro Schaden in Deutschland

Laut Yahoo News beziffert der deutsche Onlinehandel durch sogenannten Rückgabebetrug mit 400 Millionen Euro jährlich. Neben dem logistischen Aufwand für die Rücknahme der Kleidung entstehen weitere Kosten durch die notwendige Reinigung von Verschmutzungen und Schweißrückständen.

In der EU haben Käufer das Recht, nach Online-Einkäufen Waren binnen zwei Wochen nach Erhalt wieder an den Verkäufer zu retournieren. Das soll es ermöglichen, die erhaltenen Produkte zu inspizieren bzw. im Falle von Kleidung kurz für einen Größencheck anzuprobieren. Doch einige verstecken die auf dem Gewand angebrachten Tags und Preisschilder und tragen sie in Alltag und Freizeit, nur um sie kurz vor Ende der Frist gegen volle Erstattung zu retournieren.

Große Etiketten an gut sichtbarer Stelle

Die Lösung, die in den USA schon länger eingesetzt wird, kommt nun auch in unseren Breitengraden an. In Deutschland sollen es bereits rund 50 Händler sein. Die Seal Tags sind große, auffällige Etiketten, die an gut sichtbaren Stellen der Kleidung angebracht sind. Und zwar so, dass sie sich nicht zerstörungsfrei entfernen lassen.

Ein fehlendes oder kaputtes "Siegel" ließe sich als Einverständnis zum Kauf auslegen, so der Gedanke. Zumindest psychologisch hofft man, so eine Hürde zu legen. Denn rechtlich soll auch ein Seal Tag die Gesetzeslage nicht umgehen können. (red, 18.09.2019)