Mit den neuen, kompetenzorientierten Lehrplänen müssen auch die Schulbücher auf den neuesten Stand gebracht werden.

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Was Kinder in der Schule lernen sollen? Wer fünf Personen fragt, erhält mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit auch fünf verschiedene Antworten. Jene, die man aus dem Bildungsministerium bekommt, beinhaltet ein Schlüsselwort: Kompetenzorientierung.

Sie weist den Weg, den die vom Ministerium beauftragten Experten mit ihren Umbauplänen für die Pflichtschullehrpläne einschlagen sollen. Bereits im heurigen Schuljahr starten erste Schulstandorte in die Pilotphase, ab 2022/23 soll dann österreichweit mit den neuen Kompetenzrastern gearbeitet werden.

Die geballte Kritik an diesen, in Tabellen gegossenen Leistungserwartungen fürchtet bei Umsetzung des Kompetenzkonzepts um den Verlust von Wissen. Der Philosoph Konrad Paul Liessmann warnt gar vor einem "didaktischen Sündenfall unserer Epoche".

Im Ministerium sieht man das naturgemäß anders. Hier wird mit Transparenz und Nachvollziehbarkeit für das neue Modell geworben. Endlich sei auch für Schüler und Eltern klar ersichtlich, welche Erwartungen erfüllt werden müssen, um etwa eine bestimmte Note zu erreichen. Damit werde auch die Gymnasialreife objektiver, hofft man.

Drei Leistungsniveaus

Was der kompetenzorientierte Lehrplan bringt, lässt sich beispielsweise am Mathematikunterricht in der vierten Klasse Volksschule zeigen. Wie bei allen anderen Gegenständen auch, werden grundsätzlich folgende Leistungsniveaus unterschieden: "Mindestanforderungen", "wesentliche Anforderungen" und "(weit) darüber hinausgehende Anforderungen". Den Unterschied macht dann etwa, ob ein Kind geometrische Körper nur dem Namen nach kennt oder ob es diese auch beschreiben und vergleichen kann.

Auch der Klimawandel soll Eingang in die neuen Lehrpläne finden. Was bisher unter dem Stichwort "Umweltbildung" als freiwilliges Unterrichtsprinzip herumgereicht wurde, wird jetzt zur Pflicht – als fixer Lehrplanbestandteil in den Fächern Mathematik, Deutsch, Sachunterricht, technisches Werken, Bewegung und Sport. Österreichweit verpflichtend wird das alles aber erst in frühestens zwei Jahren.

Den zeitlichen Vorlauf brauchen auch die Schulbuchverlage, um den geplanten Neuerung Rechnung tragen zu können. "Wir sind relativ früh eingebunden worden", sagt Lukas Birsak, Geschäftsführer beim Hölzel-Verlag. Wobei das nicht bei jeder Reform der Fall gewesen sei: "Manches Mal wurden wir auch überrascht."

Der Zeitplan aus Schulbuchsverlagssicht: Erst wenn am Jahresende erste Entwürfe der Lehrpläne vorliegen, können die Autorinnen und Autoren mit der Arbeit beginnen. Manche Bücher werden dann neu gemacht, andere adaptiert. Im Frühjahr 2021 reicht der Verlag sie beim Ministerium zur Zulassung ein. Dann sollten sie auch rechtzeitig zum Start der neuen Lehrpläne in den Schulen landen. (pm, riss, 19.9.2019)