Elisabeth Kulman reiste durch die weibliche Musikgeschichte.

Foto: Michael Pöhn/Staatsoper

"I’m every woman, it’s all in me", stellte die große Whitney Houston einst singenderweise klar. Noch einen Zacken selbstbewusster tönt der Titel von Elisabeth Kulmans erfolgreichem Lieder- und Arienabend der anderen Art: "La femme c’est moi".

Vor vier Jahren nahm sich die gefeierte Mezzosopranistin und couragierte Kämpferin für Künstler- und Künstlerinnenrechte die Freiheit, sich von der Opernbühne zu verabschieden. Ein erstes Zeichen ihrer neugefundenen Freiheit war das mit Arrangeur Tscho Theissing zusammengestellte, 2016 bei der Styriarte uraufgeführte Programm. Nach zahlreichen erfolgreichen Auftritten weltauf, weltab war "La femme c’est moi" am Dienstagabend auch in der Wiener Staatsoper zu erleben.

Leidvolle Frauenschicksale

Mit acht musikalischen Mitstreitern, darunter ihrem langjähriger Liedbegleiter Eduard Kutrowatz und Cellist Franz Bartolomey, sang sich die Kulman mit ihrem edlen, bernsteinfarbenen Mezzo in dieser "Multi-Genre Music Show" durch eine bandwurmlange Tonfolge liebestoller und leidvoller Frauenschicksale: von Saint-Saëns’ Dalila über Bizets Carmen zu Andrew Lloyd Webbers Maria Magdalena, von der Rosenkavalier-Marschallin über die Königin der Nacht (tiefer transponiert, die Koloraturen übernahm der Klarinettist) bis zu Weills Seeräuber-Jenny. Einmal hieß es sogar "La femme c’est un homme": Aus Elisabeth wurde Escamillo, der Torero.

Was man bei diesem persönlichen Wunschkonzert der Künstlerin, das gleichzeitig ein bunter Streifzug durch die Musikgeschichte war, vermisste? Neben einem prägnanteren dramaturgischen Bauplan fehlte eine Geschichte als verbindender Faden, ein wenig Erzählung zwischen dem Gesang. Hier wechselten lediglich große Gefühle und Klamauk, Gravitas und Trallala im Minutentakt. Das Publikum in der Staatsoper fühlte sich nach zwei Stunden alles andere als satt und bekam drei Zugaben Nachschlag. (Stefan Ender, 18.9.2019)