Netzbetreiber "3" hat nach eigenen Angaben den ersten "Echtbetrieb" von 5G in Wien gestartet. Es handelt sich um die ersten Funkzellen mit dem neuen Standard, die in der Hauptstadt unter realen Bedingungen erprobt werden. Erschlossen wird zuerst ein Teil von Floridsdorf sowie die Seestadt Aspern in der Donaustadt.

Zum Einsatz kommt zum Start jeweils ein Verbund aus drei Sendemasten an jedem Standort, eine spätere Erweiterung ist vorgesehen. Das Experiment soll wichtige Erkenntnisse liefern, die man beim anstehenden Ausbau in ganz Österreich implementieren möchte. "3"-Chef Jan Trionow verspricht ein Ende "der Staus am Datenhighway", auch in urbanen Gebieten, wo auch im LTE-Zeitalter etwa bei Großveranstaltungen die Funknetze immer wieder in die Knie gehen. Alleine im ersten Halbjahr 2019 sind laut "3" rund 400.000 Millionen Gigabyte an Daten durch die Leitungen des Anbieters geschickt worden – Tendenz: stark steigend.

Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke (Ii.) erhielt ein 5G-Modem von "3"-CEO Jan Trionow. Ob Hanke im Einzugsgebiet des 5G-Tests wohnt, ist nicht überliefert.
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400.000 Euro für Ideenwettbewerb

Für das Unternehmen und die Stadt Wien stellt dieser Test den nächsten Schritt nach den experimentellen (Pre-)5G-Installationen am Rathausplatz dar. Die Stadt, vertreten von Digitalisierungstadtrat Peter Hanke (SPÖ), und der Mobilfunker haben füreinander jedenfalls lobende Worte übrig, wenn es um die bisherige und anstehende Kooperationen geht. Trionow überreichte Hanke im Rahmen des Presseevents ein 5G-Modem, wie es "3" künftig im Einsatz haben wird.

Als Stadt könne man allein unmöglich die benötigte Infrastruktur für 5G aufziehen, erklärte Hanke. Mit einem Ideenwettbewerb, der "5G Use Case Challenge", ruft man zur Einreichung städtischer Anwendungsmöglichkeiten von 5G auf. Er läuft noch bis zum 20. Oktober, ausgeschrieben sind insgesamt 400.000 Euro.

Viel Potenzial, wenig Widerstand

Einmal mehr beschwor man das Potenzial von 5G in zahlreichen Bereichen – von der Breitbandanbindung privater Haushaltung über Start-ups bis hin zu "Industrie 4.0" und kritischen Anwendungen wie aus der Ferne durchgeführten Operationen. Dass die Seestadt Aspern eines der Testareale ist, ist dementsprechend auch kein Zufall, ist die junge Siedlung doch auch ein Smart-City-Experimentierfeld für die Stadt Wien.

Die bisherigen 5G-Probeläufe seien auf keinen Widerstand aus dem Verschwörungseck gestoßen, sagt Trionow. Im Internet brodelt das Thema hingegen immer wieder hoch, wobei teilweise absurde Falschmeldungen zur Angstmache gestreut werden. Man halte sich an die Einschätzungen und Grenzwerte der WHO, heißt es. Bei den 5G-Projekten liege man bei etwa einem Dreißigstel der erlaubten Strahlungsintensität.

Wie lange der Test dauern wird, wurde offengelassen. Noch "im Herbst" will "3" jedenfalls ein erstes kommerzielles 5G-Angebot an den Start bringen. In Linz hat man bereits ein Netz im Stadtzentrum errichtet und strebt bis Jahresende eine Vollversorgung der oberösterreichischen Hauptstadt an. (gpi, 19.9.2019)