Rudi Anschober will die Wogen glätten – nicht jedem gefällt das.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Linz – Im oberösterreichischen Enns herrscht aktuell dicke Luft. Doch nicht etwa Emissionswerte sorgen für kommunale Unstimmigkeiten – vielmehr stößt ein Bauvorhaben der Mollner Bau- und Rohstoffgruppe Bernegger so manchem Bürger sauer auf.

Der traditionsreiche Familienbetrieb plant, seinen bestehenden Standort im Industriegebiet Ennshafen um einen sogenannten Rohstoffpark zu erweitern. Dieses Projekt hat vor allem zum Ziel, verwertbare Rohstoffe wie Metalle, Kunststoffe und Schotter aus Abfällen herauszuholen. Neben der Anpassung zweier bestehender Anlagen ist die Errichtung von fünf weiteren Abfallbehandlungsanlagen geplant – darunter auch zwei thermische Anlagen.

Grüner Vermittler

Und hier setzt auch eine Bürgerinitiative an. Befürchtet werden unter anderem mögliche gefährliche, eventuell sogar toxische Stoffe beziehungsweise Abgase. Zudem beklagt man bei der Bürgerinitiative grobe Informations- und Kommunikationsmängel – insbesondere vonseiten der Ennser Stadtpolitik.

Die Wogen soll nun ein runder Tisch auf Landesebene glätten. Für Freitag hat Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) Vertreter aller beteiligten Parteien zu sich eingeladen.

Vonseiten der Bürgerinitiative geht man aber mit gemischten Gefühlen in das Gespräch. "Mir ist nicht ganz klar, was das bringen soll. Und ich bin eigentlich nicht bereit, dazu beizutragen, dass sich der Herr Anschober dann als großer politischer Vermittler feiern lassen kann", stellt Georg Öhler – Sprecher der Bürgerinitiative, die bereits 2.200 Unterschriften gesammelt hat – im STANDARD-Gespräch klar. In der Pflicht sieht der pensionierte Techniker vielmehr die Stadtpolitik: "Die Gemeinde und deren politische Vertreter wollen oder können nicht oder nur äußerst mangelhaft über den Mega-Abfall-Industrieanlagenkomplex informieren." Die Information wäre aber verpflichtend.

Und überhaupt stößt sich Öhler an dem Begriff "Rohstoffpark": "Die Bezeichnung ist so frotzelnd. Eine gefährliche Verharmlosung. Da werden doch die Bürger für komplett blöd verkauft. Das ist eine tickende Zeitbombe."

Bei der Betreiberfirma kann man die massiven Vorwürfe erwartungsgemäß nicht nachvollziehen. "Wir haben den Gemeinderat in Enns sowie die Bürgermeister umliegender Gemeinden und Bürger detailliert informiert. Jetzt zu sagen, das sei quasi ein 'Geheimprojekt', ist schon fast lächerlich", kontert Bernegger-Projektleiter Christian Mlinar.

Kein Sicherheitsrisiko

Er verweist auf das derzeit laufende Behördenverfahren: "Ein UVP-Verfahren ist das öffentlichste Genehmigungsverfahren. Alle Projektunterlagen und alle Gutachten der Sachverständigen wurden veröffentlicht." Zudem sei für 1. Oktober der Termin für die öffentliche UVP-Verhandlung in der Ennser Stadthalle angesetzt.

Auch die Sicherheitsbedenken seien grundlos, so Mlinar: "Wir bauen hochmoderne thermische Anlagen, die strengsten Vorgaben unterliegen." So werde die Abluft permanent gemessen und publiziert, und die Reinigung erfolge über eine "mehrstufige Filteranlage". Immer wieder habe man übrigens via Website besorgte Bürger zu Gesprächen eingeladen. Mlinar: "Und wissen Sie, was? Gemeldet hat sich bis heute keiner." Was Georg Öhler versteht: "Ich würde auch nicht hingehen. Da erzählt doch keiner die Wahrheit."

Der Ennser Bürgermeister Franz Stefan Karlinger (SP) stellt auf Anfrage zunächst einmal klar, dass die zuständige Behörde das Land sei. "Aber natürlich haben wir als Stadt immer rechtzeitig über das Projekt informiert. Und wir achten darauf, dass es zu keinerlei Einschränkungen hinsichtlich der Lebensqualität kommt." Nachsatz: "Aber wenn vom Land grünes Licht kommt, werden wir dem Projekt zustimmen." (Markus Rohrhofer, 19.9.2019)