Die Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas operierten im Ostkongo an der Grenze zu Ruanda.

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Etliche FDLR-Kämpfer haben den bewaffneten Kampf bereits beendet und sind nach Ruanda zurückgekehrt.

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Der wegen Kriegsverbrechen vom Weltstrafgericht gesuchte Chef der ruandischen Hutu-Miliz FDLR, Sylvestre Mudacumura, ist nach Militärangaben in der Demokratischen Republik Kongo getötet worden. Er sei zusammen mit mehreren seiner Kämpfer in der Nacht in der Provinz Nord-Kivu erschossen worden, teilte Richard Kasonga, Sprecher des kongolesischen Militärs, am Mittwoch mit.

Der Erschossene war Kommandant der Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR), die im Jahr 2000 von Hutu-Beamten gegründet wurden, die nach dem Völkermord von 1994 aus Ruanda geflohen waren. Die Miliz wurde für Gräueltaten gegen das kongolesische Volk – darunter Vergewaltigungen, Verstümmelungen, Folter und Plünderungen – verantwortlich gemacht. Auch beim Völkermord in Ruanda spielte er eine gewichtige Rolle.

Für die aktuelle, Tutsi-dominierte ruandische Regierung waren die Operationen der Miliz auf kongolesischem Gebiet immer wieder der Vorwand für grenzübergreifende Einsätze. Mudacumuras Tod ist der jüngste Schlag der kongolesischen Streitkräfte gegen die FDLR, die schon in den vergangenen Jahren durch die Verhaftung mehrerer Anführer geschwächt wurden.

Internationaler Haftbefehl

Der Vertreter des ruandischen Außenministeriums, Olivier Nduhungirehe, sagte gegenüber Reuters, er habe selbst keine Bestätigung für den Tod Mudacumuras, aber es sei eine gute Nachricht für Frieden und Sicherheit in der Region.

Der Internationale Strafgerichtshof erließ 2012 einen Haftbefehl gegen Mudacumura wegen Angriffen auf Zivilisten, Mordes, Vergewaltigung und Folter im Ostkongo vor allem während eines Konflikts 2009/10 mit der kongolesischen und die ruandischen Armee. Nach Recherchen von Human Rights Watch haben FDLR-Kämpfer während dieses Konflikts über 700 Zivilisten getötet.

In Ruanda war Mudacumura als stellvertretender Befehlshaber der Präsidentengarde für die Sicherheit von Präsident Juvénal Habyarimana verantwortlich. Für diese Funktion wurde er unter anderem auch in Deutschland ausgebildet. Für die zweijährige Ausbildung bei der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg nutzte er ein Stipendium.

Präsident Habyarimana, der während seiner 20-jährigen Diktatur die Volksgruppe der Hutu an die Hebel der Macht brachte, kam gemeinsam mit seinem burundischen Amtskollegen Cyprien Ntaryamira am 6. April 1994 beim Abschuss seines Flugzeugs ums Leben. Sein Tod gilt als Auslöser des Völkermords an Tutsi und gemäßigten Hutu, in dessen Verlauf mindestens 800.000 Menschen getötet wurden. Während des Völkermords führte Mudacumura ein Bataillon in Nordruanda.

Krisenregion Ostkongo

Das kongolesische Militär rief Mitglieder der FDLR nach dem Tod des Milizenführers dazu auf, nach Ruanda zurückzukehren. Tausende ehemalige FDLR-Mitglieder und ihre Familien haben das bereits getan. Die internationalen Bemühungen, ein Drittland für sie zu finden, blieben bislang erfolglos.

Im Osten der Demokratischen Republik Kongo kämpfen seit Jahren mehrere Milizverbände um die Kontrolle über die Ausbeutung von Bodenschätzen. Die Provinzen Nord-Kivu und Ituri kämpfen außerdem mit dem Ausbruch des Ebola-Virus. Insgesamt starben seit August vergangenen Jahres 2.000 Menschen an dem Virus. Die Zahl der wöchentlich neu gemeldeten Ebola-Fälle ist nach wie vor hoch. (mhe, red, 19.9.2019)